„Your next computer is not a computer“. Es ist ein merkwürdiges Versprechen, das Apple seit ein paar Jahren für sein Tablet gibt, denn schließlich ist auch das iPad ein Computer – nur ohne Tastatur. Und doch muss ich zugeben, dass der Werbeslogan hängen geblieben ist. Ein Gerät, das ultraportabel und trotzdem leistungsfähig ist? Befreit von allem Ballast? Das mich ebenso ins Büro wie aufs Sofa begleitet? Eine verlockende Aussicht.

Kein Apple-Fan

So sehr ich die Innovationskraft von Apple auch bewundere, konnte ich mich nie für das das weitestgehend geschlossene Ökosystem „made in Cupertino“ erwärmen. Ich mag die Freiheit, meinem Android-Smartphone einfach einen neuen Launcher verpassen zu können, wenn mir das Standardaussehen nicht passt. Mir gefällt die Unkompliziertheit und der moderate Leistungshunger von Chrome OS, das mich meine alltäglichen Aufgaben ohne viel Nachdenken und „Systempatriotismus“ erledigen lässt. Und ich schätze die in den vergangenen Jahren ständig wachsende Auswahl an Chromebooks verschiedenster Hersteller, die es mir ersparen, vom Gutdünken eines einzelnen Unternehmens abhängig zu sein.

Ich schätze die in den vergangenen Jahren ständig wachsende Auswahl an Chromebooks verschiedenster Hersteller, die es mir ersparen, vom Gutdünken eines einzelnen Unternehmens abhängig zu sein.

Nur mit Tablets habe ich mich jahrelang schwergetan – und den einen oder anderen neidischen Blick ins Apple-Universum geworfen. Denn Android-Tablets konnten mich nie wirklich begeistern. Entweder war die Hardware zahlreicher Noname-Geräte schlichtweg lächerlich oder der Preis hochwertiger Tablets so heftig, dass der Schritt zum iPad zu verlockend erschien.

Zudem fühlte sich Android für mich nie nach einem Tablet-Betriebssystem an – zumindest nicht, wenn ich erwog, das Gerät auch für die Arbeit einzusetzen. Dass die Android-Mutter Google sich lange nicht sonderlich um den Einsatz seines Smartphone-OS auf Tablets geschert hat, passte für mich ins Bild; vielleicht schafft Android 12L als Ansatz für größere Bildschirme (Foldables, Tablets, Chromebooks, Smartdisplays, …) ja den Umschwung.

Warum kein iPad?

Wie so oft bei Apple begeistert mich die Hardware des iPad mehr als die Software. Ja, ein Mac ist ein wunderschöner und vor allem leistungsstarker Rechner. Aber Mac OS ist für mich ein ebenso aufgeblasenes Monster wie Windows.

Na klar, das iPhone ist als Smartphone kaum zu schlagen. Aber das unflexible iOS mit Chat- und Video-Apps, die mich ernsthaft nur mit anderen iPhone-Nutzer:innen kommunizieren lassen, macht mich nicht glücklich.

Das iPad Pro ist ein beeindruckendes Stück Hardware. Das Apple durch ein halbherzig aufgeblasenes Smartphone-OS auf halbem Wege ausbremst.

Und wow, besonders das iPad Pro ist ein beeindruckendes Stück Hardware. Das Apple durch ein halbherzig aufgeblasenes Smartphone-OS auf halbem Wege ausbremst und durch kaum nachvollziehbare Einschränkungen in seinem Einsatz beschränkt. So lässt sich ein externer Monitor nur als Spiegel des internen ansteuern – lächerlich. Und die optionale Mausbedienung ist weit von der eines Mac entfernt – wahrscheinlich soll das iPad eben diesen doch nicht wirklich angreifen.

Chromebooks als Tablets

Chromebook-Tablets sind für mich seit über einem Jahr die Lösung, ja die Rettung einer kompletten Geräteklasse. Denn ich kann sie wie ein normales Tablet nutzen, das ähnlich funktioniert wie ein Android-Gerät und sogar viele Apps aus dem Google Play Store beheimaten kann. Sobald ich jedoch eine Tastatur anschließe, agieren sie wie ein ganz vollwertiges Chromebook –  inklusive Mausunterstützung und externem Display, das sich separat ansprechen lässt und das interne somit sinnvoll erweitert.

Dass eine Tastatur nebst Touchpad bereits bei allen Chromebook-Tablets mit im Herstellerkarton liegt, tut sein Übriges. Für einen Preis, zu dem bei Apple oft nicht einmal ein „Magic Keyboard“ erhältlich ist, gibt es – im Fall des Lenovo Duet Chromebook – bereits ein vollständiges Paket aus Tablet, Keyboard, Touchpad und Cover. Auch Asus und HP bedienen ihre Käufer:innen mit dieser Komplettausstattung.

Auftritt Lenovo Chromebook Duet 5

Ein Jahr habe ich mit dem „originalen“ Chromebook Duet verbracht, das mir als E-Book-Reader, Spotify- und Youtube-Jukebox sowie als E-Mail- und Chat-Schreibmaschine nach Feierabend und auf Reisen diente. Mein Google Pixelbook vermochte es jedoch nie auch nur ansatzweise zu ersetzen; zu klein ist der Bildschirm, zu schwach die Leistung.

Ich wagte es, mein Pixelbook für einen Monat in die Ecke zu stellen und das Duet 5 für meine tägliche Arbeit zu nutzen.

Seit dem Herbst 2021 leistet mir jedoch das Chromebook Duet 5 Gesellschaft, Lenovos „groß gedachte“ Variante des sparsameren Erfolgsmodells. Und ehrlich gesagt ist es um mich geschehen: Ein 13-Zoll-Display liefert die Horizontale eines handlichen Laptops, übertrifft diesen aber mit der von guten Smartphones bekannte OLED-Bildschirmtechnologie. Die – einmal mehr beiliegende – Tastatur in Lenovo-Qualität hat nun Originalgröße und lädt damit auch Vielschreiber ein. Eine zweite USB-C-Schnittstelle erlaubt den Anschluss eines externen Monitors, während der andere Port durch ein Netzteil oder einen USB-Hub belegt ist. Und der Akku stellt neue Laufzeitrekorde auf.

Elegant und bereit für ernsthafte Arbeit: Das Lenovo Chromebook Duet 5 verfügt über ein hervorragendes OLED-Display und eine gute Tastatur, die auch Vielschreibern genügen sollte.

Ist mein Traum-Chromebook gefunden? Kann ich mich von meinem geliebten, aber langsam in die Jahre kommenden Pixelbook trennen?

Tatsächlich wagte ich, den Google-Laptop für einen Monat in die Ecke zu stellen und das Duet 5 für meine tägliche Arbeit zu nutzen. Und es gelegentlich als Entertainment-Maschine zu zweckentfremden.

Wofür benutze ich mein Duet 5?

Meine Anforderungen sind recht übersichtlich und decken sich mit denen vieler anderer Chromebook-Nutzer:innen. Als Journalist nutze ich mein Chromebook in erster Linie zur Recherche; dazu gehört die Darstellung von Webseiten, aber auch das Schreiben vieler E-Mails sowie Chatnachrichten in Diensten wie Google Messenger, Telegram und Slack. Außerdem nutze ich als Telefon-Muffel Videokonferenzdienste, zumeist Google Meet, oft auch Zoom.

Die erhaltenen Informationen fließen in meinen Texten zusammen, die ich mit Google Docs erfasse. Hinzu kommt die Nutzung von Deepl als Übersetzungswerkzeug sowie von „Duden Mentor“ und Grammarly als Rechtschreib- und Stilhilfe zum „Glattziehen“ von Artikeln. Als Veröffentlichungsplattform nutze ich Ghost und Medium, oft schreibe ich jedoch auch Texte für die deutschen Print- und Onlineausgaben des Apple-Fachmagazins „Mac Life“.

Vor der Veröffentlichung muss ich hin und wieder Bilder bearbeiten und setze dabei Photopea und Polarr als Web-Apps ein.

Auch im Freizeitbereich birgt meine Nutzung nichts Außergewöhnliches. Zu gelegentlichen Youtube-Videos kommen abendfüllende Film- und Serienabende auf Netflix. Als Musikstreamingdienst nutze ich Spotify. Für Games konnte ich mich hingegen nie sonderlich begeistern – du wirst in diesem Bericht also keine Antworten bezüglich der Tauglichkeit des Lenovo Chromebook Duet 5 in dieser Hinsicht finden, sorry!

Mein Duet 5

Für meinen Langzeitversuch nutzte ich ein Lenovo Chromebook Duet 5 mit 8 Gigabyte RAM und 256 GB eMMC-Festspeicher. Lenovo vertreibt auch Varianten seines 13,3-Zoll-Tablets mit jeweils der Hälfte und sogar dem Viertel des Speicherausbaus – 128 GB Festspeicher sollten in den meisten Fällen vollkommen ausreichen.

on.chrome - Private Site Access

Wie schon in meinem Testbericht erwähnt, rate ich dazu, diese Zusatzinvestition zu tätigen. Denn zu keinem Zeitpunkt ging meiner Konfiguration damit „die Luft aus“; alle Apps funktionieren auf meinem 8-GB-Duet reibungslos nebeneinander.

Von den 128 GB Festspeicher habe ich nach knapp einem Monat der Arbeit etwa 55 GB belegt. Diese Kapazität teilen sich in erster Linie das Betriebssystem, einige auch auf meinem Pixelbook installierten Android-Apps sowie ein paar wenige heruntergeladene Bild- und Textdateien sowie Archive.

Dass dieser Umfang in naher Zukunft entscheidend wächst, ist eher unwahrscheinlich: Ich neige nicht zum Hamstern von Apps und Dateien, sondern mache intensiven Gebrauch von meinem auf 200 GB erweiterten Google Drive (von denen knapp 50 GB belegt sind).

Eine bessere Tastatur

Lenovo hat sein Chromebook-Tablet zwar recht umfangreich ausgestattet, trotzdem gibt es immer etwas zu verbessern. Ich bin verwöhnt von Googles exzellenter Pixelbook-Tastatur, und obwohl ich das Softkeyboard des Duet 5 sehr schätze, wollte ich als Vielschreiber eine Lösung, die noch darüber hinaus geht.

Ich entschied mich schließlich für die „Logitech MX Keys Mini“, eine schmal gehaltene Tastatur ohne Ziffernblock (den ich nicht benötige), die ihre Tasten aber im Gegensatz zum lange von mir verwendeten Logitech K380 in Normalgröße bereithält. Tastenweg und -anschlag sind hervorragend.

Die „Logitech MX Keys Mini“ ist in den Farben Space-Grau, Silber und Pink erhältlich. Sie unterstützt bis zu drei angeschlossene Bluetooth-Geräte und ermöglicht einen schnellen Wechsel zwischen Chromebooks, Tablets und Smartphones.

Zudem liefert die MX Keys Mini die bei der Duet-5-Tastatur fehlende Hintergrundbeleuchtung mit. Und das ist wirklich cool: Sobald sich die Hand dem Chassis nähert, leuchtet diese auf. Dies ist nicht nur ein beeindruckender Effekt, sondern spart auch Energie – die das Logitech-Gerät bei Bedarf per USB-C nachtankt.

Ein Wermutstropfen: Leider ist die MX Keys Mini nur in Layouts für Windows-PCs und Macs erhältlich – wie schade, denn andere Hardware hat Logitech bereits für Chrome OS umgesetzt; die Chromebook-Sondertasten und -Beschriftungen entfallen somit. Klar, man gewöhnt sich schnell und weiß, wo die fehlenden Tasten liegen – ein netter Zug mit Blick auf das Chromebook als nunmehr „dritte Macht“ im Markt wäre eine Anpassung seitens der Schweizer trotzdem gewesen.

Leider ist die MX Keys Mini nur in Layouts für Windows-PCs und Macs erhältlich – wie schade, denn andere Hardware hat Logitech bereits für Chrome OS umgesetzt.

Das minimalistische Design der MX Keys Mini passt allerdings wunderbar zur Gestaltung des Lenovo Chromebook Duet 5 und lässt die Gesamtkomposition auf dem Schreibtisch angenehm zurückhaltend und trotzdem edel wirken.

Der Einsatz einer externen Tastatur birgt einen weiteren Vorteil: Seit Jahren schätze ich Monitore, die eine Pivot-Ausrichtung unterstützen – die sich also so drehen lassen, dass sie sich ihren Nutzer:innen hochkant darbieten. Auch das Lenovo Chromebook Duet 5 bietet sich für diese Anordnung an. Und das sogar besser als ein „Clamshell“-Laptop oder Convertible: Denn das Duet 5 lässt sich schnell von seinem Tastatur-Cover befreien, um es hochkant aufzustellen.

Und das führt uns zum …

… Tabletständer

Anders als das Asus-10-Zoll-Tablet CM3 bietet der rückseitige „Kickstand“ des Lenovo Duet 5 die vertikale Aufstellung nicht an, sodass ein externer Tabletständer ran muss. Ein Blick auf Amazon offenbart, dass der Markt voll davon ist – und das auch in günstigen Preisklassen. Trotzdem habe ich etwas mehr Geld investiert – und das nicht ohne Grund: Den „Aluminum Desktop Stand“ hat Satechi zwar für das iPad entwickelt, er eignet sich aber bestens für das Chromebook Duet 5.

Satechi hat seinen „Aluminium Desktop Stand“ so solide gebaut, dass er auch schlanke Clamshell-Notebooks wie das Pixelbook locker tragen kann. Allerdings sind die Scharniere ein wenig steif geraten.

Der Ständer ist äußerst solide verarbeitet; das space-graue, 740 Gramm schwere Aluminium passt nicht nur zum iPad Pro, sondern auch zu meinem schwarz-grauen Duet 5. Außerdem ist der Edel-Ständer durchdacht: Zwei Scharniere am Tablet-Halter sowie am Fuß ermöglichen eine optimale Ausrichtung im Hoch- und Querformat. Und ein Schutzpolster in der Tablet-Ablage und -Rückenhalterung schützt vor dem Verrutschen und Zerkratzen des Geräterahmens. Der Satechi Aluminum Desktop Stand steht so sicher, dass er sogar schlanke Laptops problemlos halten kann.

Und so kann ich mein Lenovo Chromebook Duet 5 jederzeit in zwei Ausrichtungen nutzen: hochkant für meine Arbeit an Texten, zum optimierten Surfen im Web sowie zur übersichtlichen Darstellung von E-Mails und Chatprogrammen. Und quer zum Schauen von Videos und Filmen sowie zur Videotelefonie mit mehreren Teilnehmern.

Zusammen mit dem MX-Keys-Mini-Keyboard von Logitech bildet das nun leicht erhöhte Chromebook-Tablet auf dem Satechi-Ständer eine angenehm minimalistische Einheit.

Mehr Verbindung zur Außenwelt

Lenovo hat seinem Chromebook Duet 5 im Vergleich zum kleineren Geschwisterchen eine zweite USB-C-Schnittstelle gegönnt. So lässt sich etwa ein externer Monitor betreiben, während das Tablet am Strom auflädt. Trotzdem: Anschlussmöglichkeiten gibt es selten genug, und so wollte ich den 2-in-1-Rechner um ein USB-Hub erweitern, das beim Wechsel ins Homeoffice schnell verbunden ist, um hier möglichst viele Möglichkeiten anzubieten.

Das „OWC USB-C Travel Dock E“ stattet jedes Chromebook mit funktionalen Schnittstellen wie HDMI und Ethernet aus und offeriert außerdem einen SD-Kartenleser.

Meine Wahl fiel auf das „OWC USB-C Travel Dock E“. Mit einem festen (vielleicht etwas kurzen) USB-C-Kabel mit dem Duet 5 verbunden, erweitert es das Lenovo-Chromebook um zwei USB-A-Ports nach dem 3.2-Standard, eine HDMI-2.0-Schnittstelle zum Anschluss eines externen Monitors sowie eine Ethernet-Buchse (die ich allerdings nicht nutze).

Zudem enthält die kleine quadratische Box ein SD-Kartenlesegerät – und gleicht damit eine Leerstelle des Lenovo-Tablets aus: Das hat nämlich keines. Ich verwende eine „Extreme Pro SDXC UHS 1“-Karte von Sandisk, die den internen Festspeicher um weitere 128 GB erweitert. Um ehrlich zu sein, habe ich aber noch kein Bit davon benötigt, da selbst der interne Speicher meines Duet 5 – wie erwähnt – mit gerade einmal 55 GB belegt ist.

Ebenfalls schön: Das Travel Dock E kann gleichzeitig zum Chromebook mein Google-Pixel-6- Smartphone aufladen – per USB-Schnittstelle. Und es schleift den Ladestrom der USB-C-Schnittstelle durch, sodass am Duet 5 trotzdem ein Port frei bleibt.

Externer Monitor?

Das Travel Dock E behaust – wie bereits erwähnt – eine HDMI-Schnittstelle, die laut Spezifikationen ein 4K-Display bei vollen 4.096 mal 2.160 Pixeln mit 60 Hertz ansteuern kann. Das Problem: Das Snapdragon-7-System-on-a-Chip schafft „nur“ 2.560 mal 1.440 Pixel, was der (W)QHD-Auflösung entspricht. Für die allermeisten Nutzer:innen sollte dies aber völlig ausreichen, auch wenn 4K derzeit ein „Buzzword“ ist.

Ich habe mich jedoch dazu entschlossen, den bewusst minimalistischen Ansatz meines kleinen Selbstversuchs konsequent beizubehalten und auf jeglichen externen Monitor nach Kräften zu verzichten. Ja, sobald ich wieder mehr für Printmagazine arbeite und dabei etwa PDF-Dateien kontrollieren muss, werde ich von meinem selbst auferlegten Purismus abgehen. Bis dahin genieße ich das hervorragende OLED-Display des Chromebook Duet 5 sowie den eingesparten Platz auf meinem Schreibtisch.

Umstellungen im Arbeitsfluss

Ein kleinerer Bildschirm zwingt zu Veränderungen bei der Herangehensweise bei der Arbeit. Stand mir vorher ein Pixelbook nebst einem 27 Zoll messenden 4K-Monitor bereit, wollte ich mich nun auf das 13,3-Zoll-Display des Lenovo Chromebook Duet 5 beschränken. Dass dabei ein neuer Arbeitsfluss entstand, nahm ich als positive Herausforderung an.

Bisher hatte ich fast immer mit einem einzigen Desktop gearbeitet und die Chrome-OS-Funktion zum Einrichten virtueller Bildschirme weitestgehend ignoriert. Besonders häufig genutzte Apps pinte ich an der Ablage fest, um von hier aus zwischen ihnen zu wechseln. Zudem gruppierte ich Tabs in Chrome, um mithilfe des Ein- und Ausklappens Platz zu sparen, aber trotzdem stets alle wichtigen Web-Apps und -Seiten griffbereit zu haben.

Diese Herangehensweise war auf dem kleineren Display des Lenovo Chromebook Duet 5 nur schwer beizubehalten: Die Ablage geriet unübersichtlich, die Tabgruppen wuchsen über den Browserrand hinaus. Nun mussten also doch die virtuellen Bildschirme ran.

Virtuelle Bildschirme

Nach einigem Herumprobieren kam ich auf meine gegenwärtige Lösung: Ein „Main Screen“ bietet Platz für das Surfen im Web für Arbeit und Freizeit, ein „Drive“ genannter Bildschirm behaust mein stets geöffnetes Google Drive sowie das Dateien-App.

Im Hochformat zeigt der aufrechte Bildschirm des Lenovo Chromebook Duet 5 fast eine ganze Webseite in hoher Qualität an.

Gleich daneben wartet der „Gmail“-Bildschirm. Schweren Herzens habe ich mich hier für die Weblösung von Googles E-Mail-Dienst entschieden und verwalte mein privates sowie mein Geschäftskonto in zwei verschiedenen Browserreitern. Die Android-Version von Gmail leistet sich hingegen zu viele Schwächen unter Chrome OS, stürzt gelegentlich ab und bietet nicht den vollen Funktionsumfang der Browserlösung.

Die Android-Version von Gmail leistet sich zu viele Schwächen unter Chrome OS, stürzt gelegentlich ab und bietet nicht den vollen Funktionsumfang der Browserlösung.

Neben dem „Gmail“- liegt der „Kalender“-Bildschirm, der neben dem Google Kalender auch Todoist als Aufgabenverwaltung enthält. Beim Google Kalender stellte sich die Android-Version auf dem Lenovo-Tablet als übersichtlicher und schöner heraus als die Progressive Web App (PWA); sie ist besser an kleinere Bildschirme angepasst, schließlich muss sie ja auch auf Smartphones funktional sein und gut aussehen.

Im „Text“-Screen geht die eigentliche Arbeit vonstatten. Hier verfasse ich meine Artikel entlang einer mit der Zeit immer weiter optimierten Arbeitskette: Ich schreibe meine Texte in einem Tab, der Google Docs beherbergt. Diese reiche ich zur Optimierung weiter an die Rechtschreibkorrektur Duden Mentor, der bereits im nächsten Chrome-Tab auf seine Arbeit wartet. Das Ergebnis wandert schließlich auf Ghost, das in einem eigenen Tab den Arbeitsprozess abrundet.

Acht virtuelle Desktops enthalten mehrere Webanwendungen und Chrome-Tabs: Nach kurzer Zeit habe ich mich an einen neuen Arbeitsablauf gewöhnt – aber du musst bereit sein, deinen Arbeitsablauf unter der Prämisse eines gewissen Minimalismus neu zu erfinden.

Den „Grafik“-Screen ziehe ich heran, wenn ich Bilder zuschneiden, skalieren oder bearbeiten möchte. Die „Waffen meiner Wahl“ sind dabei Polarr und der Online-Photoshop-Clone Photopea. Während Letzterer bereits als PWA existiert, hat es Polarr leider noch nicht über eine Chrome-Web-App hinaus geschafft. Alternativ läuft die hervorragende Grafikanwendung natürlich auch im Webbrowser.

Es kommt nur selten vor, dass ich eine Illustrationssoftware benötige – meine zeichnerischen Fähigkeiten sind schlicht zu bescheiden. Wenn es doch vonnöten ist, fällt meine Wahl auf den hervorragenden Gravit Designer, der sogar die Touchoberfläche von entsprechenden Chromebooks unterstützt – sicher eine der besten PWAs überhaupt.

Im „Com“-Bildschirm stapel ich alle Apps und Webseiten, die ich privat und beruflich zur Kommunikation nutze. Dazu gehört in erster Linie Slack, das es in unserem Medienhaus nahezu geschafft hat, E-Mails abzuschaffen. Meiner Ansicht nach wäre das entschleunigend in Threads arbeitende Twist die bessere Wahl – aber das nur am Rande.

Nur bedingt einsetzbar ist die Slack-App für Android, die nicht gänzlich für die Mausbedienung optimiert ist. Daher nutze ich den Unternehmensmessenger im Webbrowser – obwohl der Touchscreen des Chromebook Duet 5 natürlich zuŕ Nutzung der Smartphone- und Tablet-Version verführt.

Für private Chats kommen Telegram und Google Messages hinzu, für Videochats Zoom oder (bevorzugt) Google Meet – alle Anwendungen sind als PWA nutzbar. Ebenso wie Twitter (das einzige soziale Netzwerk, das ich halbwegs ertrage) sowie Reddit für das Fachsimpeln über Chrome OS zwischendurch.

Einige Websites und Apps haben Probleme mit der Hochformatausrichtung des 13-Zoll-Displays: Google Docs zum Beispiel schneidet einen Teil seiner Menüs ab.

Den Abschluss macht der „Media“-Screen, auf dem ich zumeist Spotify als PWA und Pocket Casts als (sehr gut funktionierende) Android-App für Podcasts laufen habe. Außerdem dürfen sich hier Youtube (als PWA) und gelegentlich Netflix (als Chrome-Fenster) breitmachen.

Acht Desktops?

Das ist eine ganze Menge, stimmt. Und ich feile weiter an dieser Anordnung. Zurzeit scheint sie meiner Nutzung jedoch angemessen zu sein.

Zumeist habe ich alle Apps, Browserfenster und Tabs gleichzeitig offen – die 8 GB RAM des Lenovo Chromebook Duet 5 erlauben dies problemlos. Zudem nutze ich präferiert Progressive Web Apps, die als „applizierte“ Webseiten sowieso weitaus weniger Platz beanspruchen als native Programme auf anderen Systemen oder Android-Apps auf dem Chromebook. Mit anderen Worten: Das Duet 5 hat locker „Luft“ für alle Anwendungen.

Zu wenig Leistung?

Doch wie sieht es mit der Leistung aus? Viele Testberichte bemängeln, dass Lenovo seinem Chromebook Duet 5 mit dem Snapdragon 7c keinen wirklich überzeugenden Prozessor gegönnt hat. Und obwohl dessen zweite Generation etwas flotter ist als die erste, bleibt viel Luft nach oben.

Trotzdem empfinde ich die Gesamtleistung des Lenovo Chromebook Duet 5 in meinem Arbeitsalltag nicht als unzureichend. Im Gegenteil: Auch beim Hantieren zwischen den verschiedenen Desktops stockt der Rechner nur selten – selbst wenn auf einem der Screens ein hochauflösendes Video spielt. Sogar in den Miniaturabbildungen der Desktops läuft das Bild zumeist flüssig weiter. Der Wechsel zwischen den verschiedenen virtuellen Screens verläuft in den meisten Fällen ohne Ruckeln oder Flackern. Lediglich kurz nach dem Aufwecken gibt es hier und da eine halbe „Denksekunde“.

Ganz ehrlich: In dieser Hinsicht gibt es kaum merkbare Unterschiede zum Beispiel zu einem Intel-Core-i3-System. Dies liegt weniger an der Leistung des Qualcomm-SoCs als vielmehr an der Leichtigkeit von Chrome OS, das zumindest bei den Alltagsanwendungen ein durchgehendes Nutzungserlebnis über alle Architekturgrenzen hinweg gewährleistet. Nicht umsonst schickt sich Chrome OS in seiner „Flex“-Version aktuell an, auch ältere Windows-PCs und Macs wieder flott zu machen.

Nachholbedarf hat hingegen angestammte Google-Software. So lässt sich zwischen offenen Tabs nicht sinnvoll wechseln, wenn diese auf verschiedene Screens verteilt sind. Klickst du auf den Chrome-Eintrag in der Ablage, zeigt dieser in einem Menü lediglich die aktiven Tabs in den unterschiedlichen Chrome-Instanzen an. Ist der gesuchte Tab nicht dabei, bleibt nur das Raten übrig. Und ist auf einem virtuellen Desk gar kein Chrome-Fenster aktiv, öffnet sich beim Anwählen des Chrome-Icons ein neues. Dies hilft aber nicht beim Wechsel auf einen bestimmten Tab, um etwa in Slack eine Chatnachricht zu beantworten.

Sehr angenehm ist, dass Chrome OS seit Version 97 den Desktop-Auswahl-Schalter permanent am rechten Rand der Ablage einblenden kann. Stimmt, Chromebook-Tastaturen bieten dafür eine dedizierte Funktionstaste; hast du dich jedoch wie ich für ein externes Windows- oder Mac-Keyboard entschieden, fehlt diese. Ein Mausklick ersetzt sie. Ist der Schalter bei dir nicht vorhanden, kannst du ihn per Chrome-Flag einblenden:

chrome://flags/#ash-overview-button

Nach einem Monat Duet 5: Was sind die Vorteile?

Ein Monat Lenovo Chromebook Duet 5 als „Daily Driver“ – die Gewöhnung ging erstaunlich schnell vonstatten. Ich freue mich mittlerweile, wenn ich morgens in mein Büro komme, meinen aufgeräumten Schreibtisch um das Tablet herum sehe – mit jeder Menge Platz, den vorher ein 27-Zoll-Monitor mit einem daneben liegenden Pixelbook belegte.

Der interne Bildschirm des Duet 5 ist eine Wucht.

Apropos Display: Der interne Bildschirm des Duet 5 ist eine Wucht. Ich schätze den hellen 3:2-Bildschirm meines Pixelbook über alle Maßen, aber an das OLED-Display des Lenovo-Tablets kommt es nicht heran. Die Farben und Kontraste sind fantastisch, die Schärfe vorbildlich. Selten muss ich die Helligkeit über 60 oder 70 Prozent einstellen, um in meinem mit Tageslicht reichlich gesegneten Homeoffice problemlos arbeiten zu können – das spart Energie!

Dies führt uns zum nächsten Punkt: dem beeindruckenden Akku. Das Lenovo Chromebook Duet 5 ist ein Dauerläufer! Wenn ich nicht ständig am Rechner arbeite, komme ich nicht selten bis zu drei Tage ohne Aufladung aus – ein absoluter Spitzenwert! Ich brauche also keinen Gedanken an den Akkustand zu verschwenden, während ich arbeite oder unterwegs bin – was für eine Erleichterung.

Sowieso habe ich das Gefühl, durch die disziplinierte Arbeitsweise sehr viel fokussierter zu sein. Rufe ich etwa meinen „Text“-Bildschirm auf, konzentriere ich mich die meiste Zeit auf eben die Aufgaben, die hier anstehen, ohne ständig andere Apps, Browserfenster oder -Tabs aufzurufen. Mein „Media“-Desktop ist drei Screens entfernt. Ein Pomodoro-Timer wie Forest oder „Focus To-Do“ hilft mir dabei.

Das Lenovo Ideapad Duet 5 Chromebook können wir dir guten Gewissens empfehlen!

In seiner Vollständigkeit, Alltagsnähe und Portabilität steht das Lenovo Duet 5 fest in der eigentlichen Chromebook-Tradition, genug Leistung mit einer leichten Bedienung sowie einem sehr guten Preis zu verbinden. Insofern ist es nicht nur das klar beste Chromebook-Tablet, sondern eines der besten aktuellen Chromebooks überhaupt.

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Vielleicht ist dies sogar der Hauptvorteil bei der Nutzung des Lenovo Chromebook Duet 5 (oder auch eines iPad) als Hauptrechner: Die bewusste Beschränkung auf das Wesentliche, Minimalismus in der heute überbordenden Technik- und Informationsflut.

Nach einem Monat Duet 5: Was vermisse ich?

Die Zen-gleiche Zufriedenheit des einen Tages ist der Fluch des nächsten: Der kleine Bildschirm macht für einige Arbeiten eine Lupe erforderlich. Zum Beispiel bei meiner regelmäßigen Aufgabe des Durchsehens von PDF-Vorschauen für die Druckfreigabe von Zeitschriften. Ob im Portrait- oder Landscape-Modus: 13,3 Zoll sind dafür schlicht zu wenig.

Der kleine Bildschirm des Lenovo Duet 5 macht für einige Arbeiten eine Lupe erforderlich.

Und so werde ich zumindest an einigen Tagen um einen externen Monitor nicht herumkommen. Das ist nicht tragisch, macht aber einiges Herumtragen notwendig. Mein 4K-Monitor soll es – wie erwähnt – aber nicht sein, da der Snapdragon-7c-SoC diesen nicht sinnvoll unterstützt. Daher denke ich derzeit über einen QHD-Monitor nach.

Ich verwende das Lenovo Chromebook Duet 5 primär im Pivot-Modus, also hochkant. Einige Web-Apps spielen dabei aber leider nicht uneingeschränkt mit – allen voran mein Hauptarbeitswerkzeug Google Docs. Teile des Bildschirms und sogar des Menüs sind hier regelrecht abgeschnitten. Und Grammarly stellt bei der Nutzung des Korrekturassistenten seine Texte in allzu schmalen Blöcken dar.

Spürbar sind auch die Einschränkungen in Bildbearbeitungen – und zwar aus demselben Grund: Will ich zum Beispiel Grafiken nahezu pixelgenau ausschneiden, ist dies auf einem großen Monitor weitaus präziser möglich. Außerdem erspart man sich das Herein- und Herauszoomen.

Und schlussendlich vermisse ich eine gute externe Chromebook-Tastatur in deutscher Sprache. Fast immer lässt sich mit meiner Windows-Version der Logitech MX Keys Mini hervorragend arbeiten – bis ich gern die Chrome-Sondertasten nutzen würde. Für englische Muttersprachler gibt es hingegen eine kleine, aber feine Auswahl: die Logitech K580 in der Chrome-OS-Edition, die (kabelgebundene) „Chrome OS Keyboard and Mouse“-Kombination von Asus sowie das „Dell Wireless Chrome Keyboard KB5220W-C“.

Ist das Duet 5 ein guter Alltagsrechner?

Absolut – wenn du es willst. Und diese Aussage trifft wahrscheinlich auch auf das Apple iPad (Pro) als Mac- und das Microsoft Surface als PC-Ersatz zu. Denn du musst bereit sein, deinen vielleicht lange eingeschliffenen Arbeitsfluss neu zu erfinden und anders zu denken. Was für einige eine positive Herausforderung ist, mag anderen Albträume bescheren.

Ich habe in diesem Monat gelernt, mich zu bescheiden; und das Lenovo Chromebook Duet 5 belohnte dies mit einem hohen Fokus. Allerdings sind die Einschränkungen spürbar, besonders bei der Arbeit mit grafischen Dokumenten.

Zudem solltest du dir im Klaren sein, dass das verbaute Snapdragon-7c-SoC zwar alle (zumindest meine) Alltagsaufgaben völlig zufriedenstellend bewältigt, jedoch kein Renner ist. Bist du zudem auf die zeitweise Nutzung von Windows-Programmen mithilfe der virtuellen Maschine „Parallels Desktop für Chrome OS“ angewiesen, kommst du nicht weit.

Trotzdem: Bis auf Weiteres habe ich beschlossen, mein Experiment weiterzuführen. Wahrscheinlich werde ich irgendwann wieder auf mein Pixelbook wechseln, das mir nach wie vor mehr als genug Leistung und die Möglichkeit der Nutzung eines UHD-Monitors bietet.

Bis dahin lasse ich mich weiter vom Minimalismus des Chromebook Duet 5 leiten – und wer weiß, vielleicht schiebt Lenovo ja noch in diesem Jahr ein Modell mit einem leistungsfähigeren System-on-a-Chip (Snapdragon 7c Gen 3, Snapdragon 8 Gen 1 oder Mediatek Kompanio 1380) nach, das mich dann vollends überzeugt sagen lässt: „My next computer is not a computer“.


Fotos: Lenovo, Logitech, OWC, Satechi, on.chrome, Screenshots

Erklärung journalistischer Unabhängigkeit: Dieser Test wurde weder von Lenovo noch einem anderen Hersteller, PR-Unternehmen oder Händler bezahlt. Wir haben ihn vor der Veröffentlichung nicht zur Abnahme vorgelegt. Alle erwähnten Testmuster gingen nach der Artikelerstellung zurück an ihre Hersteller.

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