Die meisten WLAN-Router sind – vorsichtig formuliert – nicht besonders ansehnlich: Erinnern nüchtern gehaltene Geräte noch entfernt an Heizungsthermostate, scheinen gewagtere Entwürfe eher von toten, auf dem Rücken liegenden Spinnen inspiriert zu sein. Anders geht Google an die Gestaltung ran: Die WLAN-Router aus Mountain View sind viel zu schick, um sie verstecken und machen sich als Designstücke im Wohnbereich bestens. Die aktuelle dritte Generation erinnert an einen übergroßen Marshmallow. Der in Deutschland leider nur in Weiß erhältlich ist – etwa in den USA können Kund:innen zwischen vier wohnlichen Farben wählen.

Vermasch mich!

Das prägnanteste Merkmal der neuen Modellgeneration: Der Nest Wifi Pro beherrscht den aktuellen Wi-Fi-Standard 6E, der sich bereits mit vielen Smartphones, Tablets und Laptops versteht; auch einige Chromebooks sind entsprechend ausgerüstet (siehe Kasten unten).

Mittlerweile Standard bei Google-Routern: Die Geräte errichten ein Mesh-Netzwerk. Bei dieser Netzwerktopologie ist jeder Knotenpunkt (in Form eines Nest-Wifi-Geräts) mit den installierten anderen verbunden, um so untereinander Daten auszutauschen. In der Praxis bedeutet dies: Mesh-Netzwerkpunkte vermaschen sich so, dass sie etwa deinem Smartphone als ein einziges WLAN erscheinen – du kannst dich also frei zwischen ihnen bewegen und genießt stets die beste Zugangsgeschwindigkeit.

Dementsprechend bietet Google den Nest Wifi Pro alternativ in einem Doppelpack an: Kaufst du für 330 Euro ein Doppelpaket, sparst du im Vergleich zum nachträglichen Einzelkauf immerhin 110 Euro.

Nutzt du ein älteres Smartphone oder Chromebook, kannst du dich trotzdem mit dem Gerät verbinden und die 6-Gigahertz-Option als Investition in die Zukunft betrachten.

Der Tri-Band-Router überträgt Daten nicht nur auf dem 6-Gigahertz-Funkband des neuen WLAN-Standards, sondern unterstützt auch die bisher verbreiteten 5- und 2,4-Gigahertz-Frequenzbänder – nutzt du also ein älteres Smartphone oder Chromebook, kannst du dich trotzdem mit dem Gerät verbinden und die 6-Gigahertz-Option als Investition in die Zukunft betrachten.

Apropos Abwärtskompatibilität: Besitzt du bereits ein oder mehrere Vorgängermodelle, verweigert der Nest Wifi Pro die Zusammenarbeit mit ihnen. Der Grund: Der aktuelle Router nutzt das 6-Gigahertz-Band als Backhaul, also zur Anbindung der Netzwerkknoten – und dieses fehlt eben bei den bisherigen Google-Wifi-Systemen. Das ist technisch nachvollziehbar, fühlt sich für treue Kund:innen aber trotzdem wie ein beherzter Tritt in den Allerwertesten an. Dir bleibt einzig die Möglichkeit, in der Google-Home-App ein zweites Netzwerk zu errichten, um das alte zu erhalten. Zum Vergleich: Amazons Konkurrenzprodukt „Eero Pro 6E“ zeigt sich abwärtskompatibel – wahrscheinlich jedoch auf Kosten der Geschwindigkeit. Ein klassisches Dilemma!

Minimalistisch: Der Google Nest Wifi Pro bietet zwei Ethernet-Schnittstellen zum Anschluss ans Internetmodem deines Providers und zur kabelgebundenen Verbindung weiterer Einheiten. Ab der aktuellen Modellreihe verzichtet Google auf die hardwareseitige Unterscheidung zwischen Router und Knotenpunkten; alle Geräte sind baugleich und lassen sich in beiden Funktionen einsetzen.

Jedes Wifi-Pro-Element besitzt zwei 1-Gigabit-Ethernet-Schnittstellen; eine zum Anschluss des Routers an das Modem, der andere dient zum kabelgebundenen Vernetzen der Knotenpunkte. Scheust du das Verlegen von Kabeln im Haus nicht, kannst du das kabelfreie Netzwerk so weiter entlasten, da der Nest Wifi Pro keinen dedizierten Wi-Fi-Backhaul-Kanal nutzt.

Bereit für Matter

Nicht nur dank der Unterstützung des sich zunehmend verbreitenden Wi-Fi-Standards 6E zeigt sich der Nest Wifi Pro zukunftssicher: Smarthome-Nutzer:innen dürfen sich über die Implementation eines Thread-Border-Routers freuen; auf dem Mesh-Netzwerkprotokoll baut der Smarthome-Standard Matter auf. Du musst dir also keine Gedanken über einen separaten Hub machen, wenn du dir in Zukunft Smarthome-Geräte kaufst, die Matter unterstützen. Google gehört zusammen mit Apple, Amazon, Comcast und Zigbee zu den Gründungsunternehmen der „Connectivity Standards Alliance“ (CSA), die den noch jungen Standard im vergangenen Jahr ins Leben riefen.

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Lohnt sich Wi-Fi 6E für dich?
Mit den Wi-Fi-Standards 5 und 6 können Endgeräte lediglich die 2,4-Gigahertz- und 5-Gigahertz-Frequenzbänder für Datenübertragungen nutzen. Mit WLAN 6E kommt das 6-Gigahertz-Frequenzband mit einer höheren Kapazität hinzu. Besonders in Städten soll es dadurch zu weniger Überlagerungen kommen, da mehr Kanäle bereitstehen. Davon profitieren besonders datenintensive Anwendungen wie das Videostreaming und Cloud-Gaming. Daneben sollen auch störende Nebensignale der Vergangenheit angehören, da sich das 6-Gigahertz-Band ausschließlich für WLAN verwenden lässt und seine Leistung nicht mit anderen Standards teilt. Dies führt zu potenziell höheren Datenübertragungsraten und einer besseren Latenzzeit.

Es gibt bereits einige Chromebooks auf dem Markt, die Wi-Fi 6E unterstützen – darunter etwa das Asus Chromebook CX5601, das HP Elite Dragonfly Chromebook, aber auch das Lenovo Flex 5i Chromebook der siebten Generation. Generell gilt: Nutzt ein Gerät eine Intel-Core-SoC ab der zwölften Generation, kannst du davon ausgehen, dass es den 6E beherrscht.

Paradox: Bereits in diesem Jahr startet bereits der nochmals verbesserte Wi-Fi-Standard 7.

Schnelle Installation

Seit Googles Wi-Fi-App in der Home-App aufgegangen ist, ist diese für die Bereitstellung und Integration neuer und zusätzlicher WLAN-Zugangspunkte zuständig – so auch beim Nest Wifi Pro. Über deren Übersichtlichkeit scheiden sich die Geister; bei der Einrichtung des neuen Google-Routers macht sie einen routinierten und guten Job.

Nach der Verbindung des Nest Wifi Pro mit dem Internetmodem per beiliegendem Ethernetkabel brauchst du die auf deinem Smartphone installierte Google-Home-App nur noch nach dem neuen Zugangs- beziehungsweise Knotenpunkt suchen lassen. Die App führt dich durch alle zur Installation notwendigen Schritte. Der Router bestätigt diese jeweils mit einem dezenten, mehrfarbigen Lichtpunkt auf seiner Vorderseite.

Die Android-Version der Home-App lässt sich auch auf dem Chromebook nutzen.

Ein Novum auf dem Desktop: Die Android-Version der Home-App lässt sich auch auf dem Chromebook nutzen. Nutzer:innen profitieren dabei von der Optimierung für größere Bildschirme, die Google seiner Smarthome-Steuerung anlässlich der anstehenden Auslieferung seines Pixel Tablet angedeihen ließ. Die Home-App macht sich also hervorragend auch auf Chromebook-Tablets und -Displays. Die Nutzung ist naturgemäß noch etwas übersichtlicher als auf dem Smartphone.

Und so lassen sich nahezu alle Funktionen zur Verwaltung der verbundenen Smarthome-Geräte auch mit dem Chromebook nutzen. Passen muss die App aber immer dann, wenn die Google-App involviert ist – denn diese steht wiederum nicht für das Chromebook bereit.

Googles Android-Home-App läuft besonders nach ihrer Überarbeitung ausgezeichnet auf dem Chromebook. So kannst du auch auf deinem Laptop alle Geräte verwalten. Die Einrichtung neuer Hardware, etwa des Nest Wifi Pro, solltest du aber eher auf dem Smartphone vornehmen, um Problemen von vornherein aus dem Weg zu gehen.

Sinnvoller Funktionsumfang

Die Beschäftigung mit der runderneuerten Google-Home-App lohnt sich indes. Einmal auf die WLAN-Fläche in der oberen Bedienungsleiste getippt, offenbaren sich viele Funktionen zur Verwaltung des Netzwerks. So lassen sich die Zugangspunkte umbenennen und im virtuellen Raum verschieben sowie verbundene Endgeräte einsehen. Außerdem kannst du einen Geschwindigkeitstest durchführen und die Verbindungsqualität zwischen den einzelnen Knotenpunkten prüfen.

Willst du etwa dein Chromebook im Homeoffice als Arbeitsgerät bevorzugst, kannst du es für mehrere Stunden als Prioritätsgerät bestimmen.

Praktisch: Willst du etwa dein Chromebook im Homeoffice als Arbeitsgerät bevorzugst, kannst du es für mehrere Stunden als Prioritätsgerät bestimmen – und so eine langsamere Verbindung vermeiden, wenn die Familie 4K-Videos streamt oder Bandbreite für das Cloud-Gaming klaut.

Apropos Mitbewohner:innen: Die Google-Home-App gestattet dir die Einrichtung eines Familien-Netzwerks, um für deine Kinder regelmäßige Internetpausen einzurichten – etwa zur Hausaufgaben- und Schlafenszeit. Unerwünschte Webseiten kannst du gänzlich blockieren.

Damit nicht genug: Zusätzlich kannst du ein Gastnetzwerk einrichten, um Gästen ihren eigenen Zugang zu gewähren, ohne dass diese auf die mit deinem Google-Konto verbundenen Geräte zugreifen dürfen. Dies ist zum Beispiel dann toll, wenn du einzelne Zimmer per Airbnb vermietest: Stell einfach einen weiteren Knotenpunkt in das Zimmer und vergib ein eigenes Passwort für den Gastzugang zum Netz.

Google verzichtet auf die Beigabe etwa einer eigenen Anti-Malware-Software. Dies ist nicht wirklich tragisch, hätte dem „Pro“ im Namen des neuen Nest-Wifi-Modells aber alle Ehre gemacht.

Den Google Nest Wifi Pro können wir dir guten Gewissens empfehlen!

Googles neue Router-Generation ist genau das richtige Gerät für Home-Nutzer:innen, die von einem Mesh-Netzwerk in den eigenen vier Wänden vor allem drei Dinge erwarten: Es soll einfach zu installieren, zuverlässig und schnell sein. Wenn die dazu notwendigen Geräte dann auch noch gut aussehen, umso besser. Und diese Punkte erfüllt der Google Nest Wifi perfekt. 

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Einen oder zwei Router?

Google gibt die Reichweite eines einzelnen Wi-Fi-Routers mit bis zu 120 Quadratmetern an. Das dürfte wohl für die meisten Wohnungen ausreichen. In unserem Test stellte der Nest Wifi Pro fast durchgängig nahezu den vollen Downstream von 250 Mbit pro Sekunde unseres Internetproviders bei einem durchschnittlichen Upstream von knapp 40 Mbit pro Sekunde auf einem Google-Pixel-Smartphone der siebten Generation sowie einer HP Chromebox G3 bereit.

Kritischer wird es nach unserer Erfahrung, wenn du mehrere Stockwerke versorgen möchtest. Ein Stockwerk höher brach der Downstream auf 130 Mbit zusammen. Dies dürfte einerseits am Design der Antennen liegen. Andererseits gilt: je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite – besonders bei störenden Wänden. Und da der Nest Wifi Pro wie erwähnt das 6-Gigahertz-Band auch zur Kommunikation zwischen den Knotenpunkten nutzt, könnte dies dessen Reichweite beeinträchtigen. Daher: Willst du dich ohne Leistungsverluste in einem mehrstöckigen Haus bewegen, solltest du am besten gleich das Paket mit zwei Nest-Wifi-Einheiten wählen; Google gibt die Abdeckung mit 220 Quadratmetern an.

Praxistest am Lenovo Duet: Penoval USI702 Stylus
USI-Stifte haben sich auf dem Chromebook durchgesetzt und liegen einigen Geräten sogar schon bei. Lohnt sich die Investition in einen weiteren Stylus? Ja – und wir sagen dir auch warum.

Fazit: Ist der Nest Wifi Pro dein WLAN-Router?

Der „Pro“-Zusatz des Google Nest Wifi führt streng genommen in die Irre. Denn Googles neue Router-Generation ist genau das richtige Gerät für Home-Nutzer:innen, die von einem Mesh-Netzwerk in den eigenen vier Wänden vor allem drei Dinge erwarten: Es soll einfach zu installieren, zuverlässig und schnell sein. Wenn die dazu notwendigen Geräte dann auch noch gut aussehen, umso besser.

Und diese Punkte erfüllt der Google Nest Wifi perfekt. Würde Apple noch Router bauen, würden sie wahrscheinlich genau so sein. Und ebenfalls „Pro“ heißen.


Fotos: Google

Erklärung journalistischer Unabhängigkeit: Dieser Test wurde weder von Google noch einem anderen Hersteller, PR-Unternehmen oder Händler bezahlt. Wir haben ihn vor der Veröffentlichung nicht zur Abnahme vorgelegt. Alle erwähnten Testmuster gingen nach der Artikelerstellung zurück an ihre Hersteller.

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