Insider:innen der Chrome-Welt wissen: HPs All-in-One-Rechner ist nicht der erste Versuch, eine Chromebase zu etablieren. Bereits Acer wagte sich mit dem Konzept und der Google-Marke in den Markt, wenn auch im professionellen Umfeld: Die Taiwanesen bewarben ihre recht nüchtern daherkommende Chromebase eher als praktischen Arbeitsplatzrechner denn als allumfassendes Ratzfatz-Gerät für Schule, Studium, Homeoffice und Entertainment.

Die HP Chromebase 22 macht sich bestens im Wohnbereich, als Unterhaltungsmaschine im Schlafzimmer und als Rezeptlieferant in der Küche.

Anders HP: Die in Palo Alto beheimateten Kalifornier stellen den Nutzen ihrer Chromebase 22 als „Familienrechner“ in den Vordergrund. Und tatsächlich: Die ungewöhnliche Kombination aus einem textilummantelten Kegel und einem an dessen oberen Ende fest angebrachten Monitor macht sich bestens im Wohnbereich, als Unterhaltungsmaschine im Schlafzimmer und als Rezeptlieferant in der Küche. Natürlich fügt sie sich mit ihrem gefälligen Ikea-Look auch gut im Homeoffice ein und veredelt jede Studentenbude. Zudem bietet sich der ausreichend leistungsstarke und dank installiertem Chrome OS einfach zu bedienende und zu wartende Kompaktrechner für den Einsatz als öffentliches Terminal etwa in Bibliotheken und Verwaltungen an.

Auch preislich kommt die HP Chromebase wohlmeinend daher: Mit einem Komplettpreis von regulär 700 Euro ist sie nicht einmal halb so teuer in der Anschaffung wie der günstigste iMac.

Was bekommst du dafür?

Gar nicht mal so wenig. Mit 8 GByte internem Speicher und einer 256 GB fassenden SSD ist die HP Chromebase besser ausgestattet als viele Chromebooks. Attraktiv zudem: Beide Speicherarten lassen sich ergänzen – dazu später mehr.

Die Chromebase 22 lässt sich von einem zweikernigen Intel-Core-i3-SoC (System-on-a-Chip) antreiben. Dass HP hier allerdings nur zu einem i3-Chipsatz der zehnten Generation („Comet Lake“) gegriffen hat, ist schade. Zwar meistert das mit einer Basisfrequenz von 2,1 Gigahertz und einem Turbotakt von 4,1 GHz arbeitende System alle im Chrome-OS-Alltag anfallenden Aufgaben mit Bravour. Auch im Chromebook-Markt verwenden die meisten Neugeräte jedoch SoCs der elften Core-i-Generation, Modelle mit der zwölften Reinkarnation stehen in den Startlöchern. Der verbaute Core-i3-10110U-Prozessor muffelt daher bereits etwas muffig.

Vielseitig einsetzbar: Die HP Chromebase 22 macht sich gut im Wohnbereich, aber auch als Rezeptlieferant in der Küche.

Doch noch aus einem anderen Grund ist die Prozessorwahl recht merkwürdig. Der Intel Core-i3-10110U gilt als sehr sparsames SoC und bietet sich daher Laptop-Computern geradezu an – in einem ständig am Strom angeschlossenen Desktop-Gerät wirkt es hingegen etwas deplatziert.

Das verflixte siebente Jahr

Außerdem ärgerlich: Google unterstützt die 2021 veröffentlichte Chromebase 22 nur bis zum Juni 2028 mit Chrome-OS-Updates – normalerweise sagt der Chromebook-Erfinder Aktualisierungen über volle acht Jahre ab der Einführung zu. Dass Google dies Versprechen bei diesem Gerät nicht einhalten kann, liegt eben an HPs Auswahl eines Prozessors der veralteten zehnten Core-i-Generation. Okay, sieben Jahre sind zweifellos eine lange Spanne für Betriebssystem-Updates – um ein Jahr beraubt dürfen sich Käufer:innen trotzdem fühlen.

Käufer:innen dürfen sich um ein Jahr Chrome-OS-Updates beraubt fühlen.

Aber nochmals: Für den Chrome-OS-Alltag reicht’s. Für den gelegentlichen Betrieb von Windows-Programmen mithilfe von  „Parallels Desktop für Chrome OS“ hingegen nicht – die virtuelle Maschine unterstützt zwar Core-i3-SoCs, allerdings erst ab deren elfter Generation. Schade, die Speicherausstattung der HP Chromebase wäre optimal gewesen.

Keine Gaming-Station

Ein weiterer Wermutstropfen: Aufgrund der Prozessorauswahl wird die Chromebase 22 zumindest vorerst auch nicht für die nahende Implementation des Spiele-Containers der Gaming-Plattform Steam in Chrome OS bereitstehen. Hier fängt der Spaß bei einem Core-i5- oder -7-SoC der elften Generation an, da nur diese Intels notwendige Iris-Xe-Grafiklogik mitliefern. Als native „Gaming-Maschine“ abseits von Stadia, Geforce Now und Android-Spielen wird HPs All-in-One-Rechner also nicht durchgehen – trotz all seines Wohnzimmer-Flairs.

Im Benchmark-Vergleich kann sich die Chromebase 22 trotzdem mit vielen mittel- bis hochklassigen Chromebooks messen – auch wenn sie sich dabei eher im unteren Feld ansiedelt.

In den USA bietet HP die Chromebase 22 alternativ mit einem Intel-Pentium-Gold-Prozessor (6405U) an. Dieser dürfte im Alltag nicht sonderlich langsamer sein als die verwendete Core-i3-Konfiguration. In Europa konnten wir das Modell allerdings nicht entdecken; wir hätten sowieso eher zum i3 geraten.

Skandinavischer Schick

Am Äußeren der HP Chromebase scheiden sich die Geister. Während einige unserer Bürobesucher höchst interessiert bis entzückt um das ungewöhnliche, skandinavisch anmutende Design herumschlichen, sahen andere darin lediglich einen „verunstalteten Verkehrskegel“. Sei’s drum: Geschmack ist eben subjektiv; und bonbonfarbene iMacs mögen schließlich auch nicht alle.

Geschmack ist subjektiv; und bonbonfarbene iMacs mögen auch nicht alle.

Auf jeden Fall hat sich HP bei der Gestaltung der Chromebase 22 einige höchst praktische (und ästhetische) Gedanken gemacht. Das Stromkabel etwa ist gut geführt und verschwindet rückseitig dezent im Rechner, ohne wie von den meisten Monitoren oder vom iMac gewohnt in der Gegend zu baumeln. Auch alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite; an der Schreibtischkante aufgestellt, stört die Chromebase das aufgeräumte (Home-)Office somit nicht mit dem üblichen Kabelsalat.

Der textilummantelte Rechner steht zudem auf einem etwa 2 Millimeter hohen Fuß; läuft also die Wasserflasche oder gar die Kaffeetasse auf dem Schreibtisch aus, erreicht die Flüssigkeit in der Regel den Stoff nicht. Toll mitgedacht!

Apropos mitgedacht: Eine Lautstärkewippe aus Kunststoff befindet sich auf der rechten Seite der Haupteinheit und ist somit – zumindest für Rechtshänder – leicht zu ertasten. Sie könnte allerdings leichtgängiger sein. Der Ein-/Ausschalter sitzt hingegen auf der Rückseite und ist daher etwas umständlicher zu erreichen. Vielleicht wäre er auf der linken Seite oder über dem Lautstärkeregler besser aufgehoben gewesen.

HPs Designer:innen ist es gelungen, der Chromebase einen eigenen, unverwechselbaren Charakter zu verleihen.

Es ist den Designer:innen hoch anzurechnen, dass sie der Chromebase einen eigenen, unverwechselbaren Charakter verliehen haben. Der sich weder an Apples iMac noch an den daran angelehnten Windows-All-in-One-Rechnern von HP orientiert. Zudem erinnert die Gestaltung angenehm an Googles eigene Designrichtlinien, prägnant umgesetzt etwa bei den Sprachlautsprechern oder beim Nest-Hub-Smartdisplay. Passt, da sich auch die Chromebase 22 im Wohnbereich wohlfühlt.

Ein stilles Schwergewicht

Die Chromebase 22 sieht recht luftig aus, ist aber trotzdem kein Leichtgewicht: Knappe 7 Kilogramm bringt sie auf die Waage. Damit ist das Gerät deutlich schwerer als ein aktueller 24-Zoll-iMac, der 4,5 Kilo wiegt. Da wahrscheinlich niemand einen All-in-One-Rechner besonders häufig herumträgt, sorgt das Gewicht aber für einen sicheren Stand auf dem Schreibtisch, was zum Beispiel beim Neigen des Bildschirms von Vorteil ist.

Fast unsichtbar angebracht, befindet sich knapp unter der Monitorbefestigung eine Blende zur Belüftung des Innenlebens des „Rechenkegels“. Eine weitere Belüftungsabdeckung sitzt im Fuß der Haupteinheit. Der Intel-Core-i3-10110U-Prozessor selbst ist passiv gekühlt, über die Betriebstemperatur im Desktop wacht ein Lüfter. Dieser machte sich während unseres Tests jedoch nicht hörbar bemerkbar, sodass sich mit der HP Chromebase 22 flüsterleise arbeiten lässt. Eine spürbare Wärmeentwicklung ist ebenfalls nicht zu verzeichnen.

Schnittstellenauswahl mit leichten Abzügen

Die Auswahl der Schnittstellen übertrifft die diverser Chromebooks leider nicht, obwohl in einem All-in-One mehr Platz gewesen wäre. Und so kommen zu den heute standardmäßigen zwei USB-C- zwei USB-A-Ports zum Anschluss entsprechender Peripherie.

Bei ersterem Duo hat HP allerdings geschlampt und unverständlicherweise die erste Generation des USB-3.1-Standards verbaut (ehemals USB 3.0). Ergo: Die Übertragungsrate liegt bei beiden USB-C-Ports nur bei 5 Gigabit pro Sekunde.

Die USB-C- und -A-Schnittstellen verbergen sich dezent im Rücken der Haupteinheit. Auch das Stromkabel ist dezent geführt, um Kabelsalat zu minimieren.

Schneller sind ausgerechnet die immer etwas archaisch wirkenden USB-A-Schnittstellen: Die schaffen es nämlich auf eine Signalrate von 10 GBit pro Sekunde (USB 3.1 Gen 2). Planst du also zum Beispiel den Anschluss einer externen SSD, solltest du einer dieser Verbindungen nutzen.

Immerhin: Alle vier Ports tragen Strom und sind (ein entsprechendes Kabel vorausgesetzt) potent genug, um dein Smartphone aufzuladen.

Herzstück eines Multi-Monitor-Set-ups

Die USB-C-Ausgänge sind bei aller Schmähung zum Displayport-1.2-Standard kompatibel und erlauben so den nativen Anschluss von zwei (!) externen Monitoren, die jeweils bis zu 3.840 mal 2.160 Pixeln (UHD-Auflösung, oft nicht ganz korrekt mit 4K gleichgesetzt) bei 60 Hertz darstellen dürfen.

Mit der Chromebase 22 lässt sich ein komfortabler Multi-Display-Aufbau realisieren.

Somit lässt sich mit der Chromebase 22 ein komfortabler Multi-Display-Aufbau realisieren. Da sich der Bildschirm des HP-Geräts selbst (Achtung, Spoiler!) um 90 Grad drehen lässt, ist etwa eine Mischung aus Hochkant- und Querformat-Monitoren – und damit ein echter Produktivitätsarbeitsplatz – mit der Chromebase als Herzstück denkbar.

Auf einen HDMI-Anschluss für weitere Monitore oder einen Beamer verzichtet HP hingegen – verzeihlich, ob oben beschriebener üppiger Möglichkeiten.

Ethernet vergessen, HP?

Schwerer wirkt allerdings der Wegfall auf eine Ethernet-Buchse; in Chromebook-Laptops absolut verzichtbar, hätte sie sich in HPs stationärem All-in-One-Rechner gut gemacht. Und so bleibt lediglich die Notlösung eines USB-auf-Ethernet-Adapters. Der tut klaglos seinen Dienst (und lässt sich von Chrome OS nahtlos integrieren), belegt aber eben eine USB-Buchse.

Eine Ethernet-Buchse hätte sich in HPs stationärem All-in-One-Rechner gut gemacht.

Zur Ehrenrettung HPs sei erwähnt, dass bei Apples 1.450 Euro „schwerem“ iMac-Einstiegsmodell ebenfalls kein Ethernet-Port drin war – der ist erst im 220 Euro teureren „Mittelklassemodell“ an Bord. Harte Zeiten in Kalifornien scheinbar; aber vielleicht steckt ja auch irgendwo ein chinesisches Containerschiff fest, voll beladen mit Ethernet-Buchsen.

Ein kombinierter Audio-Ein- und -Ausgang rundet das im Groben und Ganzen solide Schnittstellenangebot der HP Chromebase 22 ab.

Wenn schon kein Ethernet, …

… dann jedenfalls eine aktuelle Wi-Fi-Ausrüstung. Die Chromebase 22 versteht sich auf den Wi-Fi-Standard 6 und nutzt dazu Intels Wi-Fi-Adapter AX201 für die Übertragung auf 2,4- und 5-Gigahertz-Frequenzbändern. Zudem stellt er Bluetooth-Verbindungen gemäß des 5.2-Standards her. In Sachen drahtloser Verbindung ist HPs somit für Gegenwart und absehbare Zukunft bestens gerüstet.

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Der WLAN-Standard Wi-Fi 6 …
… (802.11ax) erreicht Brutto-Geschwindigkeiten von bis zu 9.600 Megabit pro Sekunde. Die weitverbreitete Vorgängerversion Wi-Fi 5 (802.11ac) schafft derer maximal 1.733. Der Geschwindigkeitszuwachs ist im Idealfall somit erheblich.

Dieser Sprung gerät am signifikantesten, wenn mehrere Endgeräte (also Computer, Tablets, Smartphones, Smarthome- und Chromecast-Geräte etc.) gleichzeitig mit dem zugrunde liegenden Wi-Fi-6-Router verbunden sind. Dieser kann mit mehreren Clients parallel zu kommunizieren und verhält sich deutlich responsiver. Somit eignet sich Wi-Fi 6 besonders für (geteilte) Büros und Cafés.

Ein weiterer Vorteil ist die erhöhte Sicherheit im Datenverkehr dank der Integration der aktuellen Verschlüsselungstechnik „Wi-Fi Protected Access 3“ (WPA 3).

Das von Wi-Fi Alliance vorgestellte Wi-Fi 6E stellt den zukünftigen Standard für die Erweiterung von Wi-Fi 6 dar und ermöglicht zusätzlich zu den unterstützten 2,4-Gigahertz- und 5-GHz-Frequenzbändern die Nutzung von Funktionen im lizenzfreien 6-GHz-Band. In Deutschland startete Wi-Fi 6E im Juli 2021, allerdings mit einer Drosselung auf 480 Megahertz des Gesamtspektrums.

Offen für Erweiterungen

Wie erwähnt, ist die Chromebase 22 in Deutschland standardmäßig bereits recht üppig ausgestattet mit 8 GB RAM und einer 256 GB fassenden SSD erhältlich. Wem es trotzdem nach mehr gelüstet, den lädt HP herzlich ein, beide Speicherarten zu erweitern. Denn es ist recht einfach, an das Innere des geschickt mit Technik gefüllten Standkegels zu gelangen: Einmal auf die Seite gelegt, lassen sich die P1-Kreuzschlitzschrauben an der Unterseite mit einem Phillips-Schraubendreher lösen, um den seiner Hülle entledigten Hauptrechner aus dem Gehäuse zu ziehen.

RAM und SSD der Chromebase 22 lassen sich erweitern – ein Novum in der Chrome-Welt.

Die entblößte Platine bietet dann zwei SO-DIMM-Steckplätze dar, von denen einer mit dem 8-GB-Speicherriegel vorbelegt ist. Ergänzt du nun einen zweiten, identischen Riegel, verdoppelst du den Hauptspeicher auf 16 GB. Der Intel-Core-i3-10110U-Prozessor kann theoretisch bis zu 64 GB RAM adressieren – viel Spaß beim Herumprobieren! 16 (und auch schon 8) GB dürften aber mehr als genug Kapazität für einen Chrome-OS-Rechner bieten.

Auch die M2-SSD lässt sich wechseln. Sie ist mit einer weiteren P1-Schraube auf dem Motherboard gesichert und lässt sich nach dem Lösen einfach abziehen.

Natürlich solltest du dich nur an den Wechsel heranwagen, wenn du dich beim Aufschrauben des Rechners sicher fühlst. Von außen per Klappe zugänglich wie bei vielen iMac-Modellen ist der Speicher leider nicht. Und nochmals: Mit der Standardausrüstung solltest du bestens klarkommen – selbst weitaus teurere Chromebooks bieten oft nicht mehr.

Bist du jedoch experimentierfreudig, solltest du dir vor dem Eingriff folgendes (englischsprachiges) Video für Serviceanbieter anschauen, in dem HP Schritt für Schritt den Austausch verschiedenster Komponenten am Beispiel erklärt:

QHD wäre angebrachter gewesen

Das wohl wichtigste Element eines All-on-One-Rechners ist sein Bildschirm. HP schummelt bei der Chromebase 22 streng genommen charmant beim Namen, denn der Touchscreen des Geräts misst nicht etwa 22, sondern 21,5 Zoll (54,6 Zentimeter) in der Diagonalen. Auf diese Fläche verteilt sich eine native Full-HD-Auflösung von 1.920 mal 1.080 Bildpunkten, was einer Pixeldichte von 102 ppi entspricht.

Du musst nicht sonderlich nahe an das Display herantreten, um die Pixel klar zu erkennen.

Allzu befriedigend wirkt diese Kombination auf Dauer nicht; du musst nicht sonderlich nahe an das Display herantreten, um die Pixel klar zu erkennen. Vermag eine FHD-Auflösung auf einem 14-Zoll-Chromebook vollends in Ordnung gehen, wirkt sie auf einem (fast) 22 Zoll messenden Schirm doch etwas unscharf – besonders bei Schriften. Zwar muss es nicht ein 4,5k-Overkill wie beim iMac sein (der für einen Großteil des hohen Preises verantwortlich zeichnen dürfte), eine QHD-Auflösung mit 2.560 mal 1.440 Bildpunkten bei dann 136 ppi hätte der Chromebase 22 allerdings gut zu Gesicht gestanden.

Es ist schön, ein weitaus größeres Display als in einem Chromebook vor Augen zu haben – pumpt es die Pixel aber letztlich nur auf, ist damit nicht unbedingt etwas besser gemacht.

Die Displayränder der HP Chromebase 22 sind recht breit geraten. Im oberen Rahmen nutzt allerdings eine große Kamerablende diesen Platz sinnvoll aus. Einen USI-Eingabestift unterstützt der Touchscreen nicht.

Das zweite Problem: Die Leuchtdichte des (spiegelnden) HP-Bildschirms beträgt lediglich 250 Candela pro Quadratmeter (Nits) – ein Wert, der fast nur noch in Einsteiger-Chromebooks zu finden ist. 400 Nits hätten es gern sein dürfen.

Zur Verteidigung sei erwähnt, dass sich HPs Desktop-Rechner zweifellos hauptsächlich in Innenräumen wiederfindet, in den bei angemessener Platzierung keine direkte Sonneneinstrahlung auf den Monitor fällt. Insofern können die meisten Nutzer:innen sicher mit der gebotenen Helligkeit leben.

Trotzdem: HP hätte ruhig etwas spendabler in der Display-Ausstattung sein dürfen, zumal die Farben und Kontraste niemanden vom Hocker reißen.

Rotations-Bildschirm

Wie gut, dass HP noch einen Trick im Hut bereithält: Das IPS-Display der Chromebase 22 lässt sich um 90 Grad nach rechts drehen, um fortan seine Daten im Pivot-Modus darzustellen. Nur damit keine Unklarheiten entstehen: Dieser ist nicht mit dem Tablet-Modus etwa des Lenovo Duet zu verwechseln; die Chromebase 22 arbeitet auch in der Hochkantausrichtung weiter wie ein ganz normaler Chrome-Rechner – nur eben mit mehr vertikaler Darstellungsfläche.

Und die lässt sich im Alltag intelligent nutzen: etwa für die Arbeit in langen Text- und Tabellendokumenten in Google Docs und Microsoft 365, die Darstellung von Programmcode oder einfach für die Anzeige von Webseiten.

Mit nur einem Handgriff drehst du den Monitor der Chromebase 22 hochkant. Damit stellt er Textdokumente, Tabellen, aber auch Webseiten weitaus übersichtlicher dar.

Schön ist zudem, dass auch Android-Apps (die Chromebase 22 verwendet übrigens Android 11 im entsprechenden Container) und sogar Linux-Programme diese Rotation anstandslos mitmachen. So spielen sich einige Gaming-Klassiker aus dem Play Store, wie Zaxxon, Missile Command und Frogger, fast wie einst auf einer Arcade-Maschine. Und Linux-Standards wie Libreoffice profitieren ebenfalls von dem zusätzlichen Platz „nach unten“.

Gaming-Klassiker aus dem Play Store, wie Zaxxon, Missile Command und Frogger, lassen sich in der Pivot-Ausrichtung fast wie einst auf einer Arcade-Maschine spielen.

Die 90-Grad-Drehung geht erfreulich leichtgängig vonstatten, Nutzer:innen müssen also nicht mit dem Bildschirm kämpfen. Aufgrund der Unterbringung aller Schnittstellen an der Rückseite der Haupteinheit behindern auch keine Kabel und daran angeschlossenen Hubs und Peripheriegeräte die Drehung.

Ein kleines Manko ist, dass sich der Monitor auf seinem „Kegelfuß“ nicht in der Höhe ausrichten lässt – er ist halt fest angebracht. Seine Höhe ist aber nicht unangenehm und erzieht eher zur aufrechten Haltung vor dem Bildschirm. Zudem lässt sich das Display in sich etwas neigen, um für eine individuelle Anpassung zu sorgen.

2K-Webcam

Viele Monitorhersteller werben heutzutage mit dem Schlagwort „Zero Bezel“ für eine nahezu randlose Darstellung. Da fallen die doch recht breiten Ränder des Chromebase-22-Bildschirms schon ins Auge: Mit einem „Trauerrand“ von knapp 1,5 Zentimetern ist der 16-zu-9-Touchscreen eingerahmt.

Das hat aber auch seine Vorteile. Im oberen Rahmen befindet sich wie gewohnt die Webcam – und die hat eine auffallend große Blende (f/1.4). Davon macht die Chromebase reichen Gebrauch: Die Darstellung ist durchweg gut, selbst mit Gegenlicht kommt die Webcam klar.

Die mögliche Auflösung der Webcam ist im Vergleich zu den üblichen 720p von Chromebooks geradezu gigantisch.

Auch die Auflösung ist im Vergleich zu den üblichen 720p von Chromebooks geradezu gigantisch: Bis zu 1.944p (2.592 mal 1.944 Bildpunkte) schafft die Frontkamera – wenn da nur der Monitor mithalten könnte (mecker, mecker!). Selbst beim Großziehen der Kamera-App-Darstellung von Chrome OS über den gesamten Bildschirm bleibt das Bild scharf. Solche Webcam-Auflösungen kennen wir im Chromebook-Markt eigentlich nur von Tablets wie dem Lenovo Duet 5. Selbst ein aktueller iMac bietet lediglich 1.080p an.

Die Webcam dfer HP Chromebase 22 offeriert eine reiche Auswahl an Auflösungen, die wir sonst nur von aktuellen Chromebook-Tablets kennen.

Ob so viele Pixel bei der Videokonferenz mit der Firma oder beim Plausch mit Verwandten sinnvoll sind, sei dahingestellt: Dienste wie Zoom, Google Meet oder auch Google Duo deckeln die Übertragung eh bei 720p – zumindest in ihren kostenfreien Angeboten. Ob da ein Überangebot von Bildpunkten beim Sender für mehr Qualität beim Empfänger sorgt? Wahrscheinlich nicht.

Trotzdem: Es ist gut, diese hohen Auflösungen zur Auswahl zu haben, schließlich gibt es für eine Webcam ja auch andere Aufgaben als die Videotelefonie – etwa das Aufnehmen von Workshop-Videos.

Die HP Chromebase 22 können wir dir guten Gewissens empfehlen!

HP ist es gelungen, seiner Chromebase 22 sehr viel Charakter zu verleihen. Auf dem Schreibtisch steht weder ein iMac-Clone noch eine langweilige Monitor-Computer-Kombination. Die Kalifornier haben der „Chromebase“-Marke unverwechselbares neues Leben eingehaucht.

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Beim Drehen des Displays rutscht die Webcam natürlich mit auf die rechte Seite, und die Nutzer:innen müssen dann in die entsprechende Richtung lugen – dies ist von Tablets bekannt. Aber: Beim Videogespräch etwa mit Google Duo im Hochkant-Modus erscheint die Anzeige auf einem verbundenen Smartphone so ebenfalls in voller Höhe – perfekt!

Doppelt sicher fühlen

Blenden zum mechanischen Zuziehen des Webcam-Objektivs setzen sich auch bei Chromebooks immer mehr durch – wer lässt sich schon gern bei der Arbeit im Homeoffice eventuell unwissentlich beobachten?

HP geht noch einen Schritt weiter: Im oberen Gehäuserahmen über der Webcam befindet sich ein dreistufiger Schieberegler, mit dem sich nicht nur die Linse selbst, sondern auch das Mikrofon ab- und anschalten lässt. Die Rückmeldung über dessen Zustand erfolgt parallel mit einem Hinweis auf dem Bildschirm – eine clevere Idee für ein haptisches wie digitales Feedback, damit sich Nutzer:innen doppelt sicher fühlen können.

Die Anbringung des Schalters im Gehäuserahmen verhindert zudem das Schmieren des Fingers über die Linse und damit den Monitorrahmen – und damit so manches Putzen.

Sound

Siehst die Recheneinheit in ihrem textilüberzogenen Kegel für dich wie ein Lautsprecher aus? Dann haben wir gute Nachrichten für dich: Sie klingt auch wie einer.

Einmal mehr arbeitete HP zwecks Beschallung mit dem dänischen Hi-Fi-Spezialisten Bang & Olufsen zusammen – und im Gegensatz zu einigen Versuchen bei Chromebook-Laptops zeigt diese Kollaboration in der Chromebase 22 hörbare Früchte: Musik kommt druckvoll aus den verbauten Dualsystem-Boxen, die trotz ihres relativ geringen Abstands zueinander eine gute Räumlichkeit entwickeln. Die Bässe sind prägnant, ohne zu wummern; die Höhen sind allerdings etwas schwerer zu identifizieren. Das gesprochene Wort kommt natürlich und klar bei den Zuhörer:innen an – ideal für Videokonferenzen und das Hören von Podcasts.

HPs All-in-One-Rechner ist das am besten klingende Chrome-Gerät am Markt.

Kein Zweifel, der All-in-One-Rechner ist das am besten klingende Chrome-Gerät am Markt. HP macht in Zusammenarbeit mit B&O einen guten Nutzen vom durch die Desktop-Bauweise hohen Resonanzraum, den ein Laptop eben nicht bietet. Oft Zeit erspart das Gerät so zusätzliche Boxen auf dem Schreibtisch.

Tastatur und Maus guter Durchschnitt

„Snowflake White“ nennt HP das – nun ja – Weiß, das neben dem Textilgrau die Chromebase 22 dominiert. Auch die mitgelieferte Tastatur und Maus sind in Weiß gehalten. Der Kontrast des Tastenaufdrucks in dunklem Grau ist ausreichend und gut erkennbar.

Beide Eingabegeräte verwenden Bluetooth für die Verbindung zum Rechner. Leider lassen sie sich nicht per USB aufladen; du solltest also ein Quartett aus frischen Batterien oder Akkus vorrätig haben.

HP liefert die Chromebase 22 mit einer angenehmen Tastatur und einer gut in der Hand liegenden Maus aus. Beide Geräte verbinden sich per Bluetooth mit dem All-in-One-Rechner.

Bei der Chrome-OS-Tastatur hat sich HP für ein Modell ohne Ziffernblock entschieden. Das Tippgefühl ist gut und offeriert einen angenehmen Tastenweg sowie einen klaren Anschlag. Es lässt sich leise damit arbeiten. Einen Fingerabdruckscanner gibt es nicht.

Auf eine Hintergrundbeleuchtung musst du ebenfalls verzichten; wünschst du dir eine solche, empfehlen wir dir die „Logitech MX Keys Mini“, die wir seit einigen Monaten sehr zufrieden im Redaktionsalltag nutzen – auch wenn sie über keine Chrome-Sondertasten verfügt.

Die Maus liegt gut in der Hand und bietet ein gerastertes Scrollrad.

Alles in allem sind beide Geräte als guter Durchschnitt zu bezeichnen. Du wirst zufrieden damit arbeiten können.

Viel Charakter, aber reichlich Luft nach oben

HP ist es gelungen, seiner Chromebase 22 sehr viel Charakter zu verleihen. Auf dem Schreibtisch steht weder ein iMac-Clone noch eine langweilige Monitor-Computer-Kombination. Die Kalifornier haben der „Chromebase“-Marke unverwechselbares neues Leben eingehaucht.

Es bleibt zu hoffen, dass HP genug Chromebase-22-Rechner verkauft, um das Konzept sinnvoll zu erweitern.

Es bleibt zu hoffen, dass HP genug Chromebase-22-Rechner verkauft, um das Konzept sinnvoll zu erweitern. In erster Linie stünden dann ein zeitgemäßeres SoC sowie ein höher auflösender und hellerer Monitor auf der Verbesserungsliste.

Doch schon jetzt bietet sich die HP Chromebase 22 für die verschiedensten Einsätze im Familienkreis, in Unternehmen und für öffentliche Einrichtungen an, denen ein iMac schlicht zu teuer ist. Oder für Chrome-OS-Nutzer:innen, die sich neben einem Chromebook für unterwegs einen Desktop-Rechner fürs Homeoffice wünschen.


Fotos: HP

Erklärung journalistischer Unabhängigkeit: Dieser Test wurde weder von HP noch einem anderen Hersteller oder PR-Unternehmen bezahlt. Wir haben ihn vor der Veröffentlichung nicht zur Abnahme vorgelegt. Alle erwähnten Testmuster gingen nach der Artikelerstellung zurück an ihre Hersteller.

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