Grafiktabletts galten lange als Profiwerkzeuge für Illustratoren, Bildbearbeiter und CAD-Spezialisten, die für ihre Kreativität ein intuitives, fast klassisches Eingabegerät benötigen. In den vergangenen Jahren haben günstigere Produkte diese Einschätzung etwas zurechtgerückt; und nicht zuletzt die aktuellen Herausforderungen des Distanzunterrichts machen Zeichentabletts auch für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Lehrkräfte interessant.

In Zusammenhang mit Grafiktabletts hat sich Wacom über die vergangenen fast vier Jahrzehnte ein hohes Ansehen erarbeiten können. Der Pionier brachte bereits 1984 das erste Tablett mit einem kabellosen Stift auf den Markt; seither entwickelte sich der Name Wacom fast zum Synonym für die gesamte Geräteklasse.
Mit Googles Segen
Mit dem „One by Wacom“ wollen die Japaner speziell den Bildungsmarkt ansprechen. Da passt es, dass es sich bei dem Stifttablett um das erste Produkt von Wacom (und das wohl erste Grafiktablett überhaupt) handelt, das sich mit dem „Works With Chromebook“-Zertifikat beziehungsweise -Logo schmücken darf.
Das Besondere daran: Während für die Zusammenarbeit mit dem Mac oder Windows-PC eine dedizierte Treibersoftware notwendig ist, können Chromebook-Nutzer:innen sofort loslegen – die Verbindung mit einer freien USB-Schnittstelle genügt.
„Works With Chromebook“ ist Googles 2020 eingeführtes Kompatbilitätssiegel, das die reibungslose Verbindung und Zusammenarbeit von Zusatzhardware mit dem Chromebook sicherstellen will. Die Testreihen für entsprechend zertifizierte Geräte führt Google selbst durch. Siehst du also das Logo auf einer Verpackung oder in einem Onlineshop, kannst du dir sicher sein, dass etwa eine Maus, eine Tastatur oder eben ein Grafiktablett mit deinem Chromebook zusammenarbeitet.
Derzeit arbeitet Google mit elf Partnerunternehmen, die Produkte für das Zertifikat im Sortiment führen; darunter Anker, Logitech, Sandisk, Western Digital und Wacom.
Dies ist auch aus organisatorischen Gründen wichtig: Schulen können Lehrkräften und Schüler:innen direkt das Tablett aushändigen, ohne sich vorab um eine Treiberinstallation kümmern zu müssen – und IT-Abteilungen gibt es in Bildungseinrichtungen sowieso eher selten. Auch eine Registrierung der einzelnen Nutzer:innen entfällt.
Mit einem Startpreis von derzeit 35 Euro sollte das One by Wacom auch für den Großeinkauf an Schulen interessant sein, die mit einem engen Budget zu kämpfen haben.
Leider setzt Wacom bei der Anbindung nicht konsequent auf den USB-C-Standard, der sich längst auch im Chromebook-Markt etabliert hat. Vielmehr liegt dem One ein USB-A-auf-Micro-USB-Kabel bei. Findet sich ersterer Anschluss zumeist alternativ in aktuellen Chromebooks, hält letzterer das Tablett selbst zwar flach (was auch eine USB-C-Buchse gewährleistet hätte), ist aber letztlich fummelig.
Die Verbindung des Kabels mithilfe des kleinen Steckers am Tablett ist allerdings recht fest. Besonders im oft wuseligen Schulalltag ist dies nicht zu unterschätzen. Auch die Stromversorgung erfolgt mithilfe des knapp einen Meter langen USB-Kabels, sodass keine weiteren Stolperfallen entstehen.
Sowieso ist das One by Wacom gut verarbeitet und bietet keine offenen Kanten, an denen „forschende“ Schüler:innen Zeichenfläche und Boden sonderlich leicht voneinander trennen könnten. Wobei wie immer gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Das Tablett ist komplett aus Kunststoff gefertigt und lässt sich etwas verbiegen, nimmt dabei aber keinen Schaden. Zudem ließen wir es ein paarmal beherzt vom Schreibtisch auf Laminatboden krachen, ohne dass es den Dienst quittierte oder es gar zu Brüchen kam.
Warum wir so etwas tun? Nun ja, wir waren selbst mal Schüler:innen.
In diesem Zusammenhang offenbart sich beim Umdrehen des Tabletts ein nettes Detail: Auf dem Produktaufkleber befindet sich ein Fläche zum Eintragen des eigenen Namens, damit es beim Verteilen der Geräte im Unterricht nicht zu Verwechslungen kommt.
Nicht verschweigen wollen wir, dass das One by Wacom in zwei Größen (21 mal 14,6 beziehungsweise 27,7 mal 18,9 Zentimeter) und wahlweise mit einer schwarzen oder knallige-roten Oberfläche erhältlich ist. Und mit seinem Preis von – je nach Größe – gerade einmal 35 respektive 60 Euro auch für (Groß-)Einkäufer an Schulen interessant sein sollte, die ein ständig klammes Budget verwalten.
Zeichnen wie auf Papier
Die etwa DIN-A5-große und 9 Millimeter hohe Zeichenoberfläche unseres Testmusters ist leicht angeraut und will so die eher stumpfe Haptik von Zeichenpapier vermitteln. Tatsächlich erfährt der beiliegende EMR-Stift dadurch einen sanften Widerstand, der sich angenehm bemerkbar macht. Wer schon einmal mit einem Eingabestift auf einem glänzenden Touchbildschirm zu zeichnen oder gar zu schreiben versucht hat, weiß dies schnell zu schätzen.

Zudem: Die Oberfläche des Zeichentabletts zeigt sich gänzlich resistent gegen das oft unvermeidliche (und zur Stabilität bei der „Federführung“ notwendige) Auflegen der Handballen.
Die Zeichenfläche selbst ist mit einer Matrix hervorgehoben; die Ränder daneben wirken zunächst recht breit, bieten aber den Handballen zusätzliche Auflagefläche zum Zeichnen an den Rändern.
Womit wir beim Stift wären: Wacom setzt traditionell auf die EMR-Technologie. Der Vorteil des Wacom-Patents: Kompatible Stifte laden sich mittels elektromagnetischer Induktion auf und benötigen daher keine Batterien.
Der Vorteil von Wacoms EMR-Stift-Technologie: Kompatible Stifte laden sich mittels elektromagnetischer Induktion auf und benötigen daher keine Batterien.
Das spart Stress nicht zuletzt im Unterricht: Denn weniger Kleinteile bedeuten weniger Verschleiß. Und als Kreativer läufst du nicht Gefahr, dass dir während des Ideenflusses irgendwann „der Saft ausgeht“.
Zudem ist der Markt auch von Fremdanbietern mit EMR-Lizenz in günstigen Preisklassen gut besetzt; du bist also nicht zwingend auf Wacom-Stifte angewiesen. Du solltest dich aber vorab des reibungslosen Betriebs vergewissern.
Der dem One beiliegende Eingabestift liegt recht gut in der Hand und ist zur Spitze hin etwas verbreitert, um dem Zeigefinger zusätzlich Halt zu geben. Wacom legt zwei zusätzliche Minen bei.

Clip Studio Paint
Das japanische Entwicklerunternehmen Celsys hat die Android-App seiner nicht zuletzt bei Comiczeichnern beliebten Illustrationssoftware „Clip Studio Paint“ auf die Zusammenarbeit von Wacom-Grafiktabletts mit dem Chromebook hin optimiert. Das Programm ist im Softwareabo ab 4 Euro im Monat nutzbar, wobei die Macher dir die ersten drei Monate schenken.
Leider findet der EMR-Stift an keiner der Seiten des Tabletts magnetisch Halt, wie dies zum Beispiel beim iPad der Fall ist. Dafür schlüpft er nach der Arbeit in eine Textilschlaufe auf der rechten Geräteseite (die wir anfangs lediglich für ein auftragendes Logoschild hielten).
In der Praxis
Doch wie gelingt das Zeichnen in Zusammenarbeit mit dem Chromebook in der Praxis? Um es vorwegzunehmen: durchweg gut.
Für erste Gehversuche nutzten wir Googles kostenfreies Zeichenprogramm Canvas, das sich wahlweise im Webbrowser oder als Progressive Web App auf dem Chromebook einsetzen lässt. Alle Eingaben gelangen unmittelbar und präzise, unabhängig von der Geschwindigkeit.
Die Tablett-Oberfläche erkennt den Eingabestift ohne einen zusätzlichen Aufruf oder eine Kopplung; andere preisgünstige Modelle verlangen nicht selten den Druck mit dem Pen auf die Zeichenfläche, bevor sie sich verbinden.

Im Vergleich zu älteren preisgünstigen Modellen hat Wacom die Sensitivität des EMR-Stifts verdoppelt: Statt wie bei einigen Bamboo-Modelle nur über 1.024 Druckstufen verfügt der dem neuen Einsteiger:innen-Gerät beiliegende über deren 2.048, was in ausdrucksstärkeren Zeichnungen etwa mit dem Buntstift- oder den Kohle-Werkzeugen von Google Canvas resultiert.
Zudem besitzt der Stift zwei Funktionsknöpfe, von denen sich einer zum Setzen von Punkten nutzen lässt, um nach dem Loslassen automatisch eine Gerade dazwischen zu ziehen. Der zweite hingegen ließ zumindest in Canvas keine Zuordnung erkennen.

Das Grafiktablett One by Wacom können wir dir guten Gewissens empfehlen!
Das erste für Chromebooks zertifizierte Grafiktablett von Wacom liefert ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis – das ideale Einsteigergerät.
Etwas irritierend ist anfangs, dass sich der Mauszeiger auf der Zeichenfläche auch dann regt, wenn man den Stift knapp einen Zentimeter darüber bewegt. Allerdings lässt er sich so neu platzieren, ohne eine Linie zu ziehen.
Das Hantieren mit einem vom Rechner abgesetzten Zusatzgerät ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftiger ist als das direkte Schreiben auf einem Touchdisplay.
Unsere zweite Anwendung galt dem Festhalten von Handschrift mit Google Notizen. Auch hier zeigte sich die Arbeit mit dem One by Wacom als angenehm. Die Schrift bildet sich unmittelbar ab; auch wenn das Hantieren mit einem vom Rechner abgesetzten Zusatzgerät zunächst etwas gewöhnungsbedürftiger ist als das direkte Schreiben auf einem Touchdisplay.
Doch auch die Arbeit mit diversen Android-Programmen gelang ansatzlos. In unserem Test nutzten wir etwa die Sketchbook-App von Autodesk und Adobe Illustrator Draw. Beide Applikationen liefern erheblich mehr Zeichenwerkzeuge als obige Google-Standardanwendungen, die sich allerdings durchweg problemlos einsetzen ließen – inklusive Drucksensibilität.
Fotos: Wacom
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