Es ist ein gutes Zeichen für den Markt, wenn große Hersteller ihre prestigeträchtigen Marken auf ein Chromebook portieren. So gönnte Samsung 2019 einem feuerroten Renner mit OLED-Display sein „Galaxy“-Logo (um das Konzept in den Folgejahren leider wieder zu verwässern). 2022 erweiterte Acer seine zum Teil aus wiederaufbereiteten Materialien bestehende „Vero“-Reihe um ein Chromebook. Und Asus verweigert seinen Chromebooks zwar bisher Zen- oder gar Studiobook-Ehren, importiert jedoch fleißig Technologien aus diesen Serien hinüber in seine ambitionierten Chromebook-Modelle.

Elitäre Libelle
HP komplettiert sein Chromebook-Portfolio ebenfalls schon länger mit Geräten der oberen Mittel- bis Profiklasse – so zum Beispiel mit dem hervorragenden HP Elite c1030. Doch selbst dies können die Kalifornier:innen toppen: Die Dragonfly-Serie ist die absolute Crème im Katalog edler Laptops – und beherbergt nun auch ein Chromebook, das es (anders als etwa das Pixelbook oder das originale Galaxy-Chromebook) glücklicherweise auch nach Deutschland geschafft hat. Im Gegensatz zu Google selbst und Samsung scheint HP somit dem deutschen Profisegment für Chromebooks einiges zuzutrauen. Denn das HP Elite Dragonfly Chromebook (ein langer Name!) startet bei knapp 1.800 Euro – und liegt damit noch deutlich über einem vergleichbaren MacBook Pro.
»Dieses Chromebook ist nicht ein weiterer „VW Golf“, vielmehr will HP den „Maserati“ im Markt präsentieren.«
Schon der Preis macht somit klar: Dieses Chromebook ist nicht ein weiterer „VW Golf“, vielmehr will HP den „Maserati“ im Markt präsentieren – mit mehr als genug Pferdestärken und einem schnittigen Äußeren. Und damit eine Lücke füllen, die Google höchstselbst mit der vorläufigen Einstellung der Pixelbook-Serie zurückgelassen hat.
Unboxed!
Ein wenig aufgeregt waren wir dann doch, als der Paketdienst uns den Karton von HP ins Büro stellte. Schon die Herstellerverpackung zeugt von einem wohlüberlegten Minimalismus: Klein, mit einem dezenten Aufdruck kommt sie daher – hier hat niemand Verpackungsmaterial verschwendet.
Im Karton liegt ein edler, gänzlich aus Metall gefertigter und in einem schwarzen Metallic-Ton schimmernder Business-Laptop. Auf dem Deckel glänzt das neue HP-Logo, das die US-Amerikaner:innen scheinbar ihren Profimodellen vorbehalten, ergänzt von einem dezenten Chromebook-Signet am unteren Deckelrand. Auf den ersten Blick ähnelt das Dragonfly Chromebook stark dem HP Elite Dragonfly G3 – dem aktuellen Topmodell unter den Windows-Laptops von HP.

Hebst du das Chromebook aus seiner Verpackung, fasst es sich angenehm kompakt und mit 1,4 Kilogramm auch nicht zu schwer an. HP hat das Dragonfly komplett aus einer Aluminiumlegierung gefertigt und auf Kunststoffflächen etwa im Boden verzichtet. Entsprechend wertig erscheint das Gerät. Kein Zweifel, hier haben wir es mit einem absoluten Spitzenmodell unter den Business-Laptops zu tun – wahrscheinlich noch mehr als bei einem Asus Chromebook CX9, das in etwa in derselben Liga spielt.

Das HP Elite Dragonfly Chromebook ist als Convertible ausgelegt. Wendest du das Display an seinem Scharnier also um 360 Grad, kannst du es als Tablet nutzen. Alternativ stellst du es wie ein Zelt auf, um Präsentationen abzuhalten oder einfach einen Netflix-Film zu genießen.
Bei der Verwendung als Tablet fällt auf, dass die Bodenform geschwungen ist. Spreizt du den Bildschirm also um 360 Grad, sieht das in etwa so aus, als würdest du zwei Endstücke eines Sandwich-Brotes falsch herum übereinanderlegen. Das ist nicht weiter wild und schränkt die Bedienung nicht ein, es ist bloß nicht zu Ende gedacht. Bisher hat es nur Google mit seinem Pixelbook geschafft, Display und Boden plan aufeinanderzulegen. Komisch, dass andere Hersteller diesen Ball nicht aufnehmen. Apple baut seine MacBooks nun ebenfalls etwas „kantiger“, bietet sie bekanntermaßen aber nicht als Convertibles an.

Ein weiterer, wenn auch ähnlich zu vernachlässigender optischer Kritikpunkt: Das Schwarz des Dragonfly-Gehäuses mag dem Chromebook ein äußerst professionelles Äußeres verleihen, ist jedoch nicht immun gegen Fingerabdrücke – ein Problem, das wir von diversen Lenovo-Thinkpads kennen. Fettige Pfoten im Café verzeiht das Elite Dragonfly Chromebook also nicht.
- Modellnummer 5Q7H3EA: Intel Core i5-1245U, 16 GB RAM, 256 GB SSD, 400-Nits-Display, UVP 1.950 Euro
- Modellnummer 5Q7H4EA: Intel Core i7-1265U, 16 GB RAM, 256 GB SSD, 1.000-Nits-Display, UVP 2.150 Euro
Leistung ohne Ende!
Der Boden des Dragonfly Chromebook weist einen Lüftergrill auf – kein Wunder, ist das Gerät doch mit einer Menge Pferdestärken ausgerüstet: Core-SoCs der zwölften Generation sorgen für ordentlich Dampf. In den USA listet HP insgesamt acht Variationen des Dragonfly mit einer kompletten Auswahl vom Core i3 bis hoch zum Core i7 auf (nein, einen i9 gibt es nicht), nach Deutschland haben es unseren Recherchen zufolge nur zwei Modelle, wahlweise mit einem jeweils achtkernigen Core i5 und einem Core i7, geschafft. Der i3 ist uns jedenfalls hierzulande noch nicht im Dragonfly Chromebook begegnet.
»Ein Core-i3-Modell wäre eine zumindest etwas kostengünstigere „Einstiegsdroge“ in die oberen Chromebook-Ränge.«
Es ist einerseits beeindruckend, dass HP offensichtlich dem professionellen Chromebook-Markt in Deutschland die Topauswahl zutraut – immerhin hat das Unternehmen in dem Segment schon einige Erfahrungen gesammelt. Andererseits wäre ein Core-i3-Modell eine zumindest etwas kostengünstigere „Einstiegsdroge“ in die oberen Chromebook-Ränge. In den USA bewegt es sich meist an der 1.000-US-Dollar-Grenze – für viele Enthusiast:innen eventuell eine gerade noch erträgliche Schmerzgrenze.
Zumal: Ein Core-i3-System der zwölften Generation bietet mehr als genug Leistung für den Chrome-OS-Alltag mit Websurfen, Medienkonsum bei Youtube, Netflix, Spotify und Co., Officeanwendungen wie Google Docs und Microsoft 365 sowie dem einen oder anderen Streaming-Game zwischendurch. Einzig die geplante Integration der Gaming-Plattform Steam könnte einen i3 aufgrund des fehlenden Iris-Xe-Grafikprozessors überfordern – zumindest bei den aufwendigen Top-Titeln.
Wer kauft ein derart teures Chromebook?
Und somit ist klar, wen HP als Zielgruppe für die hochgezüchteten Core-i5- und i7-Chromebooks der Dragonfly-Serie anpeilt: Power-User:innen, die eventuell alternativ die Option genießen möchten, Windows mithilfe der Container-Lösung „Parallels Desktop für Chrome OS“ zu betreiben. Mit einem derart potenten Rechner wie dem Elite Dragonfly Chromebook sind diese bestens ausgerüstet. Kein Wunder, dass HP den Edelrechner als Enterprise-Lösung für Unternehmen anbietet.
Und schließlich bietet sich das Dragonfly auch den Chrome-OS-Anwender:innen an, die mittlerweile von den Vorzügen eines Chromebooks so überzeugt sind, dass sie sich das absolut beste Gerät im Markt wünschen – eine Lücke, die Google offengelassen hat.
»Aus Spaß am Geldverbrennen legt niemand immer wieder neue Modelle jenseits der 1.000-Euro-Grenze auf.«
Und nochmals: Auch Asus, Dell und zu einem gewissen Grad Lenovo und Acer haben jahrelang Erfahrungen mit teuren Chromebook-Rechnern sammeln können – ein Bedarf scheint also zu bestehen. Aus Spaß am Geldverbrennen legt niemand immer wieder neue Modelle jenseits der 1.000-Euro-Grenze auf.
Ein Schnauferl hier und da
Doch wir sind vom Thema abgekommen: der Lüfterausstattung. Es verwundert nicht, dass das uns von HP zugesandte zwölfkernige Core-i7-Spitzenmodell mit 16 GB Hauptspeicher beim stundenlangen Jonglieren mit Chrome OS nicht einmal ansatzweise ins Schwitzen kommt. So steckt das Elite Dragonfly Chromebook etwa das Abspielen eines 4K-Videos auf einem angeschlossenen externen UHD-Monitor mühelos weg. Ein kurzes dezentes Schnaufen gab es höchstens bei Videokonferenzen mit Google Meet, wenn wir nebenbei in einer umfangreichen Tabelle scrollten. Kein Wunder, nutzen Videochats doch quasi alle Audio-Video-Fähigkeiten eines Rechners auf einmal.
Störend ist dies nicht: HP hat äußerst dezente Lüfter verbaut, die angenehm leise und niederfrequent rauschen – ein nerviges Zischen oder Aufbrausen war während unseres Tests nie zu hören. Lediglich einmal mussten wir den Rechner neu starten, da der Lüfter sich scheinbar aufgehängt hatte und ohne erkenntlichen Grund minutenlang summte. Nach dem Hochfahren war der Spuk beendet.
Andere Tests bemängelten eine merkliche Wärmeentwicklung; wir können dies nach unserer knapp dreiwöchigen Testphase nicht bestätigen. Sowohl die Handablagefläche als auch der Boden blieben durchweg angenehm kühl – sogar beim gelegentlichen Ablegen des Chromebooks auf den Oberschenkeln.
Pen „klebt“ sicher
Gräbst du noch etwas tiefer im Herstellerkarton, findest du einen digitalen USI-Eingabestift. Ähnlich wie bei HPs Chromebook-Tablet x2 11 lässt sich dieser – das iPad Pro lässt grüßen – direkt am Gerät aufladen; im Fall des Elite Dragonfly an der rechten Gehäuseseite. Dies erspart das Herumgefummel mit lästigen AAAA-Batterien. Die verwendeten Magnete halten den HP-Pen ordentlich stark fest, sodass er im Laptop-Fach einer Transporttasche nicht allzu leicht abfallen sollte. In einer geräumigen Tasche oder gar einem Rucksack würden wir jedoch nicht die Hand dafür ins Feuer legen.

Asus lässt den Stift etwa beim Chromebook Flip CX5 (CX5400) in einer Ladebucht im Gehäuse verschwinden – was vielleicht etwas fummeliger beim Herausnehmen ist, dafür aber das eventuelle Suchen des Pens in der Tasche erspart. Für unseren Geschmack ist dies die sinnvollere Lösung. Allerdings bleibt der Eingabestift am Dragonfly Chromebook stets griffbereit – ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Verfügt deine Laptoptasche über Einschübe für Kugelschreiber und Stifte, mag dieser Platz eine gute, weil sichere Alternative beim Transport sein.
»Der HP-Pen unterstützt noch nicht den USI-Standard 2.0.«
Übrigens unterstützt der HP-Pen noch nicht den USI-Standard 2.0. Dies ist deshalb eine kleine Überraschung, da das kabelfreie Laden eines der Vorteile der zweiten USI-Generation gegenüber der ersten ist. Ein Test ergab, dass sich auch andere USI-Stifte mit dem Dragonfly Chromebook verwenden lassen. HP tappte also nicht in dieselbe Falle wie Lenovo mit seinem Duet 3 Chromebook, das ausschließlich USI 2.0 unterstützt – für das es bisher aber noch keinen Eingabestift gibt. Dumm gelaufen!
Und noch eine Premiere: Das HP Elite Dragonfly ist das erste Chromebook, das Intels „vPro“-Richtlinien entspricht. Diese umfassen bestimmte Voraussetzungen für die heutigen hybriden Arbeitsformen. Dazu zählen Möglichkeiten zur Fernverwaltung und -diagnose durch Administrator:innen. Hinzu kommen Technologien zur Erhöhung der Systemsicherheit, so etwa die Speicherverschlüsselung unterhalb der Ebene des Betriebssystems. Unter Nutzung moderner Intel-SoCs genügen vPro-zertifizierte Geräte besonders den Herausforderungen von Videokonferenzen.
Schreiben ohne Verzögerung
Das Schreiben mit dem HP-USI-Pen macht schlicht Spaß. Der knapp 14 Zentimeter lange Eingabestift liegt gut in der Hand; dank der abgeschrägten magnetischen „Klebefläche“ findet auch der Daumen einen Platz. Der erwähnte Asus-Stift wirkt dagegen konzeptbedingt kantig und etwas unhandlich.

Und so spielt auch die Convertible-Bauweise zum ersten Mal ihre Sinnhaftigkeit aus: Im Tablet-Modus ist ein PDF-Dokument schnell ausgefüllt und unterschrieben. Auch die Arbeit mit Apps wie Googles hauseigenem Zeichenprogramm Canvas und dem Notizen-Werkzeug Cursive weiß zu gefallen: Die Schrift erscheint in Echtzeit auf dem Bildschirm, irritierende Verzögerungen, wie sie hin und wieder bei einem leistungsschwächeren Gerät wie dem originalen Lenovo Duet Chromebook auftreten, entfallen völlig. Auch die Handballenerkennung funktioniert gut – hier scheint wiederum Google beim Chrome OS nachgelegt zu haben.
Apropos: Das HP Elite Dragonfly Chromebook erhält von Google garantierte Betriebssystem-Updates bis zum Jahr 2030.

Ob ein Eingabestift heute dazugehört? Daran scheiden sich die Geister. Es spricht jedoch für die Chromebook-Marke, dass der Pen wie in kein anderes System nachhaltig Einzug gehalten hat. Für unseren Alltag bleibt er eine selten genutzte, dann aber sehr willkommene Dreingabe.
Exzellente Tastatur, praxisnahe Funktionstasten
Klar, die wichtigsten Eingabemedien für ein Chromebook bleiben Tastatur und Maus. Und auch hier hat das Dragonfly Chromebook Außergewöhnliches zu bieten. Zunächst einmal: Die Tastatur ist exzellent und gehört zum Besten, was du zurzeit im Markt findest – und zwar systemübergreifend. Das Tippgefühl lässt nichts zu wünschen übrig; Hub und Anschlag sind genau richtig, die Tasten selbst minimal angeraut. Zudem geschieht das Tippen sehr leise.

Natürlich ist eine Tastatur dieser Güte mit einer Hintergrundbeleuchtung versehen. Diese agiert intelligent: Sind die Lichtverhältnisse gut, schaltet sie sich ab, um Akku zu sparen. Die weißlich-violette Ausleuchtung ist präzise, du wirst also kein „Ausbluten“ des Lichts neben den Tasten erkennen.
Einen Blick wert ist die Chrome-Funktionstastenreihe. Hier finden sich einige ungewöhnliche Kandidaten wieder: Dedizierte Tasten lassen das gezielte Abschalten erwähnter Hintergrundbeleuchtung (etwa bei der Verwendung eines externen Keyboards) sowie des Mikrofons zu. Eine weitere Funktionstaste schaltet den Privatsphäre-Modus des Bildschirms ein – dazu später mehr.
Haptisches Touchpad
Premiere im Chromebook-Markt: HP hat in seinen neuen Edelrechner ein haptisches Touchpad integriert. Das heißt: Im Gegensatz zu Varianten mit beweglichen Teilen bleibt das Piezo-Touchpad bei der Berührung starr, während Sensoren die Position und Stärke des Fingers auslesen, um mit einem (in den Chrome-OS-Einstellungen einstellbaren) Anschlag und hörbaren Klick auf Eingaben zu reagieren. Damit simuliert es die mechanische Rückmeldung eines „echten“ Touchpads und führt den Tastsinn quasi in die Irre.
Dies birgt Vorteile: So ist die gesamte Oberfläche der Touchfläche für Eingaben nutzbar – „tote Ecken” entfallen. Piezoelektrische Sensoren sind zudem extrem dünn und tragen zu einer flachen Bauweise des Laptops bei.
Das haptische Touchpad im Elite Dragonfly Chromebook ist äußerst gelungen, HP hat hier seine gesamte Erfahrung mit der 2015 erstmals von Apple eingesetzten Technologie hineingepackt. Es reagiert absolut präzise und unmittelbar. Mit 12 mal 8 Zentimetern ist es zudem angenehm groß. Google erweiterte zudem die Chrome-OS-Einstellungen um die Option eines haptischen Feedbacks: Wechselst du etwa die virtuellen Desktops, spürst du eine leichte Vibration auf dem Touchpad.
Sowieso wirkt die Kombination aus Tastatur und Touchpad üppig. Hier kommt das 3-zu-2-Format des nur 13,5 Zoll großen Displays zum Tragen: Aufgrund der Höhe beibt halt mehr Platz im Innenraum.
Spätestens seit Googles Pixelbook ist dies für uns das favorisierte Bildschirm-Baumaß: Es steht deutlich mehr Platz zum Surfen im Web sowie zur Arbeit in Texten und Tabellen bereit als beim verbreiteten 16-zu-9-Format. Dass beim Schauen von Videos die Balken oben und unten merklich größer sind als bei Displays im Kinoformat, können wir locker hinnehmen.
HP ergänzt die Tastatur um einen Fingerabdrucksensor – rechts gestalterisch auf einer Linie mit den Tasten und dem Touchpad. Wäre die Anbringung im Ein-/Ausschalter lässiger gewesen? Vielleicht – da aber kaum jemand einen Laptop ständig runter- und wieder hochfährt, erscheint uns die gewählte Platzierung realitätsnäher.
Tolles Display …
HP bietet das Elite Dragonfly Chromebook auf seiner US-amerikanischen Webseite in verschiedenen spiegelnden und entspiegelten Touchdisplay-Konfigurationen an. Zwei davon bringen es auf eine dem 3-zu-2-Format angepasste WUXGA-Auflösung („Wide Ultra eXtended Graphics Array“) von 1.920 mal 1.280 Bildpunkten. Die Leuchtdichte der verwendeten Bildschirme beträgt wahlweise 400 oder 1.000 Candela pro Quadratmeter (Nits) – Letztere ist besonders im Außeneinsatz ein Augenschmaus. Zusätzlich existiert eine Variante mit Auflösungen von bis zu 2.256 mal 1.504 Pixeln („Quad High Definition“+) – dann wiederum mit 400 Nits.
»Eine Variante mit einem OLED-Screen hätte dem HP Elite Dragonfly Chromebook gut zu Gesicht gestanden.“
Es ist weise, dass HP auf ein Modell mit einem 4K-Bildschirm verzichtet hat – bei einem Display mit einer Diagonale von 13,5 Zoll (34,3 Zentimetern) wären dies zu viele Pixel auf zu kleinem Platz. Gut zu Gesicht gestanden hätte dem Edel-Chromebook höchstens noch eine Variante mit einem OLED-Screen. Und wenn wir schon dabei sind: Die Bildwiederholfrequenz in unserem Testmodell beträgt 60 Hertz – ein Screen mit 120 Hertz hätte noch butterweichere Bewegungen garantiert. Aber das ist Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau, zugegeben.
Denn ansonsten ist die Darstellungsqualität ganz wunderbar – nur wenige Chromebooks wie das legendäre Pixelbook, das originale Samsung Galaxy Chromebook mit seinem OLED-Display oder Acers Spin 713 kommen nahe. Die Farben sind kontrastreich, und auch bei naher Ansicht ist kein Pixel zur erkennen.

… wenn du direkt draufschaust!
Und doch gibt es Anlass zur Kritik: Der Betrachtungswinkel ist überraschend unbefriedigend. Schon bei einer leichten Drehung des Laptops wird es für Umstehende schwer, etwas zu auf dem zudem spiegelnden Display unseres Testgeräts zu erkennen – das können etwa Acers oder Asus’ Displays besser. Nun magst du einwenden, dass du in den meisten Fällen direkt auf einen Laptop-Bildschirm draufschaust – das ist richtig, allerdings ist ein guter Betrachtungswinkel beispielshalber beim „Netflixen“ oder bei Videokonferenzen mit mehreren Personen im Raum wichtig.


Warum dieser beim HP-Display relativ mau ist, darüber können wir nur spekulieren. Vielleicht liegt’s an der integrierten Datenschutz-Bildschirmtechnologie – ebenfalls ein Novum in der Chromebook-Welt: Mithilfe einer Taste in der Funktionsleiste oder der Auswahl eines Piktogramms in den Schnelleinstellungen schaltet das Display merklich dunkel und das Betrachten von der Seite gerät gänzlich unmöglich. Dies ist besonders bei der Arbeit mit sensiblen Daten äußerst praktisch und erspart die sperrige Anbringung eines externen Blickschutzes. Wer also gelegentlich etwa mit vertraulichem Zahlenmaterial, Personal- oder Patientendaten hantiert, wird diese Funktion schnell zu schätzen wissen – die aber eben scheinbar Abstriche auch beim normalen Betrachtungswinkel mit sich bringt.
Zu gefallen wissen in jedem Fall die dünnen Displayränder von knapp einem halben Millimeter auf der linken und rechten Seite. Sowieso weiß der Bildschirm die ihm zur Verfügung stehende Fläche bestens zu nutzen – HP verschenkt keinen Millimeter. Zudem: Für das Display verwenden die Kalifornier:innen bruchsicheres „Gorilla Glass 5“ aus der Smartphone-Industrie; sowieso entspricht die Bauweise des Dragonfly Chromebooks laut HP militärischen Standards.
Webcam mit Google-Technologie
Langsam, aber sicher lösen Full-HD-Webcams ihre schon lange etwas rückständigen HD-Vorgänger ab – auch in Laptops. Häufige Videokonferenzen haben dieses Qualitätsupdate eingeleitet. Und so ist das HP Elite Dragonfly Chromebook mit einer 5-Megapixel-Kamera ausgerüstet, die eine Videoauflösung von maximal 1.080p anbietet. Das Besondere: Wie das Technikmagazin „Cnet“ zu berichten weiß, nutzt HPs Edel-Chromebook Kameraroutinen, die Google ursprünglich für seine Pixel-Smartphone-Serie entwickelt hat. Mit anderen Worten: Es steckt ein bisschen Google-Magie im Dragonfly Chromebook.
»Es steckt ein bisschen Google-Magie im Dragonfly Chromebook.“
Tatsächlich bietet das HP-Flaggschiff wohl die beste Webcam, die uns bisher in einem Chromebook begegnet ist. Die Darstellung ist scharf und detailreich, die Farben wirken nicht nur bei optimalen Lichtverhältnissen natürlich. Auch mit Gegenlicht kommt die HP-Kamera recht gut klar.

Ein weiteres Plus: Die Dragonfly-Webcam unterstützt bereits die im November mit Chrome OS 107 eingeführte Möglichkeit, die Person im Bild automatisch zu zentrieren – eine Funktion, die andere Systeme in der Regel nur im Zusammenspiel mit einer externen Kamera und entsprechender Zusatzsoftware anbieten.
Optimiert für die Nutzung in Videocalls sind auch die integrierten Mikrofone. Sie richten sich stark auf die Stimme der Sprecher:innen und filtern störende Hintergrundgeräusche teilweise aus.

Für die drahtlose Übertragung zeigt sich das HP Elite Dragonfly Chromebook auf der Höhe der Zeit: Neben Bluetooth 5.3 kommt der topaktuelle Wi-Fi-Standard 6E zum Einsatz.
Selbst die Lautsprecher stimmen
Passt ebenfalls in den Ansatz: Die Lautsprecher strahlen nach oben ab und machen das Konferenzerlebnis perfekt. HP hat einmal mehr mit Bang & Olufsen zusammengearbeitet; und während ähnliche Kooperationen außer einem klingenden Namen oft nicht viel zum audiophilen Gesamterlebnis beitragen, hat die dänische Hi-Fi-Schmiede diesmal Gutes geschaffen. Besonders die Sprachwiedergabe ist exzellent.

Klar, selbst ein derart gut klingendes Audiosystem ersetzt bei der Musikwiedergabe auf Dauer keine externe Bluetooth-Box. Und das muss sie auch nicht. Trotzdem: Der Klang ist ausgewogen und satt, und selbst bei hohen Lautstärkewerten übersteuern die über der Tastatur eingelassenen Lautsprecher nicht. Sogar die Bassfrequenzen kommen recht überzeugend daher.

Das beste Chromebook … für dich?
Leistung, Qualität, Ausstattung: HP hat mit dem Elite Dragonfly das bisher beste und hochwertigste Chromebook vorgestellt – ein Gerät, das sich ohne Weiteres mit ähnlich ambitionierten PC-Laptops und Macs messen kann und in seiner Gesamtheit hier und da sogar noch besser durchdacht erscheint.
Kann es das Pixelbook als Leuchtfeuer für einen in Deutschland permanent unterschätzten Markt ersetzen? Ja und nein. Es ist Google hoch anzurechnen, dass das Unternehmen angesichts der Einstellung einer eigenen Chromebook-Serie den Thron zumindest nicht verwaist zurücklassen will und HP nach Kräften unterstützt hat, einen würdigen Nachfolger zu erschaffen.
Und dem Dragonfly Chromebook stehen die Ehren zu Recht zu – HP hat hinter nahezu alle Erwartungen an ein High-End-Chromebook einen Haken setzen können. Saubere Arbeit, der Rotstift blieb endlich mal konsequent stecken.
Und doch:
Noch schöner wäre es gewesen, hätte Google HP auch beim Design ein paar Impulse gegeben. Denn das Elite Dragonfly Elite ist ein wunderschöner Business-Laptop – und eben deshalb nur schwer auf den ersten Blick als Chromebook auszumachen. Anders als das Pixelbook: „Turns Heads!“, war einst Googles Werbeslogan für diese Symphonie aus Aluminium, Glas und Silikon, die das Federleichte des Chrome-OS-Betriebssystems in der Hardware spiegelte. Ein Design, für das der Ex-Apple-Chefdesigner Sir Jony Ive wahrscheinlich gemordet hätte.

Das HP Elite Dragonfly Chromebook übt sich stattdessen optisch in gepflegter Zurückhaltung. Es macht sich bestens auf den Schreibtischen der Chefetage. Vielleicht ist dies sogar die vernünftigere Entscheidung. Ein „Headturner“ ist es aber nicht.
Nochmals: HP ist dies nicht vorzuwerfen. Willst du einen fast perfekten Business-Laptop mit Chrome OS, ist das Dragonfly neben dem Asus Chromebook CX9 in deiner engsten Auswahl. Und startest du hin und wieder Windows per Parallels Desktop darauf, hat sich die Investition aufgrund dieser 2-in-1-Lösung sogar nahezu amortisiert.
Und so bleiben wir (fast) wunschlos zurück. Und schließen mit dem Tipp an HP, auch in Deutschland eine Version mit dem leistungsmäßig genügenden aktuellen Core-i3-SoC anzubieten – knapp unter der 1.000-Euro-Marke angesiedelt, würden wohl (nicht nur) mancher Pixelbook-Umsteiger:innen endgültig schwach werden.
Fotos: onchrome, HP
Erklärung journalistischer Unabhängigkeit: Dieser Test wurde weder von HP noch einem anderen Hersteller oder PR-Unternehmen bezahlt. Wir haben ihn vor der Veröffentlichung nicht zur Abnahme vorgelegt. Alle erwähnten Testmuster gingen nach der Artikelerstellung zurück an ihre Hersteller.